La Nuit d'Afrique: Trommeln für dunkle Königinnen

Alles beginnt mit einem Beat, mit einem Groove. Bei „La Nuit d’Afrique“, der afrikanischen Nacht des „Over the Border“-Festivals, pulsiert innerhalb von Sekunden das gesamte ausverkaufte Pantheon: Eine Trommelgruppe von Pape Samery Seck, dem Kölner Perkussionisten und Impressario dieses besonderen Abends, bringt das Publikum in Stimmung, bereiten den Boden für die Gaststars – und die zeigen, dass der musikalische Reichtum des so genannten schwarzen Kontinents keineswegs beim Rhythmus aufhört. Sondern da erst anfängt.

Seck und „Over the Border“-Chef Manuel Banha haben sich für die „Nuit d’Afrique“ mächtig ins Zeug gelegt. Schon Kora-Virtuose Ebrima Mbye ist fantastisch, zumal er seine Stegharfe an die Gegenwart angepasst hat und mit ihr kurzerhand rockt. Zugleich erweist sich der Mann aus Gambia als veritabler Entertainer mit einem guten Draht zum Publikum, das irgendwann aufsteht und tanzt. So wie es sein sollte. Die grandiose Band, zu der auch der allgegenwärtige Marcus Schinkel zählt, geben Mbye dafür den nötigen Rückhalt und sorgen auch bei den anderen Künstlerinnen und Künstlern des Abends für ein solides Fundament. So kann sich Awa-Ly, die schon 2017 beim „Over the Border“-Festival war und damals wie heute mit ihrer Musik auf das Leid der Flüchtlinge aufmerksam machte, bei „Here“ in emotionale Höhen schwingen. Später feiert sie dann die Macht der Liebe und stimmt ein Duett mit dem Sänger Mame Balla Diouf ein, der mit seiner vielseitigen Stimme ein perfekter Gegenpart zu der Französin ist. Seine Singer-Songwriter-Qualitäten kann er im Laufe des Abends noch mehrfach unter Beweis stellen; bei einer Nummer greift er sogar – echt grenzüberschreitend – auf einen arabischen Groove zurück, der sich völlig organisch in die Musik einfügt. Klasse.

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Ebenfalls stark wie eh und je ist Sängerin Melane. Die Kölnerin gehört zu den Stammgästen des Festivals, die mit ihrer Leidenschaft alle in ihren Bann zieht. Sie ist, ähnlich wie Awa-Ly, eine Diva im bestmöglichen Sinne, eine Königin des Afro-Pop, feurig, hypnotisch und vor allem authentisch. Auch sie predigt die Botschaft der Liebe, und auch sie leidet mit den Opfern von Hunger und Gewalt, die in Europa so gerne ausgeblendet werden und die man doch im Blick haben muss. Das gelingt diesem Abend durchaus, während er gleichzeitig fast drei Stunden lang unterhält, begeistert und berührt. Mehr kann man nicht verlangen.


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