Endlich. Es wurde auch Zeit. Anderthalb Stunden nach dem offiziellen Beginn des Konzerte von Omah Lay in der Stadthalle Köln-Mülheim erhebt sich seine erstaunlich helle Stimme über die afrikanischen Grooves und elektronischen Beats und beginnt, Geschichten zu erzählen, die sonst im Afrobeat eher selten zu hören sind. Der 26-Jährige ist nun einmal bekennender Melancholiker, hatte in der Vergangenheit aber auch mit Depressionen zu kämpfen – beides Themen, die in dem von ihm geliebten Genre sonst eher nicht angesprochen werden. Afrobeat, das ist für viele Menschen in erster Linie pulsierende Lebensfreude, Sommer, Sonne und Sonnenschein. Doch gerade weil Lay einen neuen Weg bestreitet, weil er sein Leiden nicht versteckt und doch in der Musik seine Erlösung findet, gilt er in seiner Heimat Nigeria als einer der interessantesten (und erfolgreichsten) Künstler seiner Art. Jetzt soll auch der Rest der Welt von ihm erfahren. Wenn man nur nicht so lange auf ihn warten müsste.
Dabei liegt es gar nicht an Omah Lay, dass sein Part erst um 21.30 Uhr beginnt. Vielmehr hat der lokale Veranstalter mehrere DJs um den international aktiven Babyboy sowie den Rapper und Zeremonienmeister MC Adam Bangz ins Vorprogramm verfrachtet. Diese sollen Werbung für die After-Show-Party machen, legen auf – und scheinen das eigentliche Konzert völlig zu vergessen. Gleiches gilt allerdings auch für das Publikum, das begeistert feiert und sich zu den Tracks von Odin, Le Rvider und der DJane Nova im Takt wiegt. Erst spät kommen Rufe nach Omah Lay auf, der nach einigem Hin und Her schließlich doch auf die Bühne darf, leider alleine, mit Dreiviertel-Playback im Hintergrund. Schade, zumal die Klänge aus der Konserve mitunter Lays ruhige, fließende Stimme übertönen und den Sänger unnötig einengen. Dabei hätte der 26-Jährige fraglos mehr verdient. Immerhin ist die Stimmung weiterhin gut, sehr gut sogar, insbesondere bei ebenso tanzbaren wie nachdenklichen Hits wie „Soso“ oder „Holy Ghost“, die eindrucksvoll zeigen, was Omah Lay zu leisten vermag. Wenn man ihn denn lässt.
Kommentar schreiben