c/o Pop: Drei Nummern zu groß und trotzdem passend

Auf den ersten Blick erinnert Majan mit seinem Sakko und der Jeans, die ihm mindestens drei Nummern zu groß sind, an die Reinkarnation von Jeff „The Dude“ Lebowski, der Hauptfigur einer Kino-Komödie der Coen-Brüder: Hier ist ein Mann, der es sich bequem macht, einer, der in keine Schublade passt und dem völlig egal ist, was andere Leute von ihm halten. Eine Parallele, die gar nicht so weit hergeholt scheint, auch wenn der Rapper und Pop-Poet erst ein Jahr nach dem Film das Licht der Welt erblickte. Kategorisierungen entzieht er sich jedoch konsequent, und so passt es gut, dass Majan den Konzertreigen der diesjährigen c/o Pop initiiert. Dabei präsentiert er sich und seine Band erstmals unplugged – was ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung ist.

Tatsächlich gewinnen viele Lieder enorm durch den Verzicht auf Samples und andere technische Spielereien. „Das heute ist alles handgemacht“, betont Majan sichtlich stolz, angefangen vom Pianisten bis hin zum Saxofon spielenden Gitarristen, der die üblichen Hip-Hop-Pop-Tracks um eine jazzige Note erweitert. Auch Majan selbst muss zeigen, was alles in ihm steckt. Rappen kann er, keine Frage, singen aber auch, und dank einer souveränen Background-Sängerin im Rücken kann ihm zum Glück nicht viel passieren. Jetzt muss nur noch die Qualität der einzelnen Stücke passen. Ab und zu werden diese zwar vorhersagbar, verbleiben zu sehr in altbekannten Strickmustern oder sind wie etwa das nachdenklich gemeinte „Kokain“ bis zum Rand mit pathetischen Phrasen erfüllt, doch sind derartige Songs die Ausnahme. Uns spätestens wenn Majan und seine Band die Reggae-Vibes auspacken (was einst zu Vergleichen mit Cro führte, über die beide aber inzwischen hinausgewachsen sind), pulsiert die gut gefüllte Live Music Hall wieder. Super.

Vor Majan durfte der Berliner Sänger Jas ein paar melancholische Balladen präsentieren. Auch er hat den Pathos zu seinem Steckenpferd gemacht, trifft damit aber offensichtlich einen Nerv: Der Applaus in der Live Music Hall ist auf jeden Fall beachtlich, der Andrang auch, und das bei einem Sänger, der bislang lediglich zwei Singles veröffentlicht hat – eine dritte soll am heutigen Freitag erscheinen. Umso wichtiger sind Auftritte wie dieser bei der c/o Pop, zumal sich der bisherige Erfolg von Jas in erster Linie auf die Videoplattform TikTok und auf Spotify zurückführen lässt. An diesem Abend wurde klar: Ja, er kann auch live wirken. Zwar muss sich die Band erst noch eingrooven („Wir haben erst von drei Tagen angefangen zu proben“, gestand Jas) und bei den Arrangements noch etwas vielseitiger werden, die charmante Art des 20-Jährigen ist beim Publikum aber gut angekommen.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0