Olga Reznichenko & Liv Warfield: Komplex und kraftvoll

Einfach spielen, für und zum Teil auch mit dem Publikum: In diesem Aspekt sind sich Olga Reznichenko und Liv Warfield einig. Die beiden Power-Frauen – die virtuose Pianistin mit einem Faible für komplexe Klänge und unerwartete Rhythmuswechsel auf der einen und die ehemalige Prince-Sängerin auf der anderen Seite – geben am Weltjazztag im Pantheon alles und verhelfen dem Jazzfest Bonn an seinem vorletzten Doppelkonzert-Abend zu einem späten, aber deshalb nicht minder spektakulären Höhepunkt. Dabei sind Reznichenko und Warfield musikalisch schon weit auseinander, verfügen aber beide über eine bemerkenswerte Kraft und Leidenschaft, die die Gäste im Saal am Ende von den Sitzen reißt. Und zwar zurecht.

Den Auftakt übernahm Reznichenko, die schon im Dezember zusammen mit Jazzfest-Impressario Peter Materna ein Konzert im Bonner Münster gestaltet hatte und die diesmal mit ihrem Trio in die Bundesstadt gekommen war. Mühelos gelang es den Dreien, ihr Streben nach einem neuen Jazz-Sound mit klaren Melodielinien zu vereinen, avantgardistische Schichtungen mit einer Struktur zu versehen und kraftvolle Momente mit einer geradezu hymnischen Atmosphäre zu kombinieren.

Ein unglaublich mitreißendes Konzert – und eines, an das Liv Warfield mühelos andockte, die Energie multiplizierte und die Menge kurzerhand bei ihren Alternative-Soul- und Funk-Nummern sofort mit einbezog. „Ihr seid heute Abend meiner Bläser-Sektion“, rief sie und drehte so richtig auf. Kein Wunder, dass sie einst nicht nur zu der Prince-Band „New Power Generation“ gehörte, sondern seit einigen Jahren auch mit Nancy Wilson von Heart zusammenarbeitet und dieser Rockröhre auf Augenhöhe begegnet. Warfield ist nun einmal eine Rampensau – aber eine, die sich im Pantheon auch gerne mal zurückzog, um ihren Band-Kollegen Freiräume zu geben. Diese nutzten das gerne: Gitarrist Conrad Boqvist und Bassist Rubem Farias stürzten sich in atemberaubende Soli, und Drummer David Park steuerte gar ein eigenes Lied bei. Klasse.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0