Manchmal hat Bastian Bielendorfer es echt schwer. Zum Beispiel wenn er mit seinem Vater unterwegs ist, der keine Gelegenheit auslässt, um seinen Filius entweder zu blamieren oder zu mobben, am besten beides gleichzeitig. Dabei schafft das der Sohn schon selbst, dann aber immerhin mit einem Augenzwinkern und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ macht sich der Bestseller-Autor und Comedian in Bonn immerhin bereitwillig über sich (und über den ein oder anderen C- oder D-Promi) lustig, gibt Einblicke in seine Zeit bei „Let’s Dance“ und schäkert mit dem Publikum, das sich nur allzu gerne in die Show einbringt – und so für einen überaus unterhaltsamen Abend sorgt.
Selbstverständlich ist das nicht, insbesondere bei Fragen nach dem Sexleben der Eltern. Wenn dann eine junge Frau vor vollem Haus gesteht, selbige schon einmal in flagranti erwischt zu haben,
während die Mutter mit knallrotem Kopf daneben sitzt, könnte das schnell peinlich werden. Doch dank seine entwaffnenden Grinsens und seines Charismas kann Bielendorfer diese Beichte in einen
Triumph verwandeln, zumal er über sich selbst am meisten lacht, und das nicht nur wegen seines Pädagogen-Vaters, der den jungen Bastian immer wieder in Verlegenheit brachte und diesem damit
unfreiwillig den Weg zur Bühne ebnete. Immerhin hat seine Karriere mit seinen Eltern begonnen, beziehungsweise mit seinen Erlebnissen als „Lehrerkind“, die er in vier Büchern verarbeitet hat –
und sein Erzeuger, so bekennt er, macht ihn bis heute fertig. Das Publikum liebt diese skurrilen Geschichten, die Bielendorfer bis heute gerne erzählt, auch wenn er inzwischen weiteres Material
erhalten hat, insbesondere durch „Let’s Dance“. Die Tanzshow habe sein Leben verändert, sagt er, und angesichts des Popularitätsschubs (die Oper ist immerhin mit rund 1000 Besuchern ausverkauft)
ist das keine leere Floskel. Und so plaudert „Mr. Boombasti“ mit dem Goldhöschen aus dem Nähkästchen, lästert über Kollegen wie Mike Singer („Bei ihm stand die Schaukel eindeutig zu nah an der
Hauswand“) und Joachim Llambi („Der ist so alt, der hat schon für den Führer getanzt“), geht dabei mitunter zu weit und kommt irgendwie trotzdem damit durch. Ist ja nur Spaß. So ist es kein
Wunder, dass auch seine Fans nur allzu gerne bereit sind, sich ein wenig auf die Schippe nehmen zu lassen. „Gibt es hier in Bonn jemanden mit lustigem Namen, den ich beleidigen kann?“, fragt
Bielendorfer? Ja, gibt es, nämlich die 18-jährige Mera und ihr Bruder Seat, die dabei so sympathisch rüberkommen, dass der Comedian zum Glück auf sein angekündigtes Vorhaben verzichtet und
handzahm bleibt. Ist auch besser so – immerhin spricht Bielendorfer viel über Mobbing, und angesichts einiger seiner Sprüche könnte man ihm schnell selbiges unterstellen.
Manchmal greift der 39-Jährige allerdings doch zu tief ins Klo. Insbesondere seine Ausführungen über eine von ihm persönlich herausgepresste Wurst in ein verstopftes Klo auf den Seychellen wären
verzichtbar gewesen. Andererseits lacht sich das Publikum gerade an dieser Stelle schlapp; kein Wunder, dass eine Thai-Masseurin Bielendorfers Beruf einmal treffend als „Bla Bla Lach Lach“
zusammenfasste. Dabei kann dieser auch anders, kann Tacheles reden, wenn er nur will. Und einmal will er: Mit einem Blick zurück auf die Corona-Jahre widmet er den letzten Applaus des Abends all
den Pflegekräften und Krankenschwestern, die während dieser schwierigen Zeit so viel auf sich genommen haben und die längst wieder in der Versenkung verschwunden sind. Ab und an muss man eben
weiterhin an sie erinnern. Respekt dafür.
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