Wie die Zeit vergeht. Für Matti Klein ist es noch gar nicht so lange her, dass er mit seinem Soul-Trio zuletzt in Bonn war und in der ausverkauften Oper zusammen mit Max Mutzke ein umjubeltes Konzert spielte. Die Erinnerung daran ist auf jeden Fall noch frisch, auch wenn besagter Auftritt letztlich doch elf Monate zurückliegt – und so ist es kein Wunder, dass er für die Dottendorfer Jazznacht hohe Erwartungen hat. Und die werden durchaus erfüllt, auch wenn das Publikum schon allein aus Platzgründen nicht ganz so zahlreich ist wie damals am Boeselagerhof. Die Stimmung beeinträchtigt dies allerdings nicht, zumal Klein und seine Kollegen von der ersten Sekunde an Vollgas geben und mit offensichtlicher Spielfreude ihre jenseits von Soul und Funk verortete Musik durch das Ortszentrum treiben und den Vibe eines ganzen Stadtteils mühelos verdreifachen.
Keine Frage, das Trio fühlt sich wohl in Dottendorf. Kurzerhand widmen sie „Home is where the Beat is“ dem Restaurant La Vita, das sie kulinarisch versorgt hat, spielen ein kleines Geburtstagsständchen für „Il dottore“, erfüllen Musikwünsche von Mo’-Blow-Fans – Klein und Drummer André Seidel gehörten zur finalen Besetzung der Jazzfunk-Band, die sich 2016 aufgelöst hat – und beziehen das Publikum immer wieder in das Geschehen ein. Mit klassischem Soul hat ihre Musik zwar nur am Rande zu tun, eher mit einer revitalisierten Version des Souljazz, aber was für Ed Motta gut genug ist (Klein ist musikalischer Leiter der Begleitband des brasilianischen Sängers), reicht auch für Dottendorf. Klein tanzt über die Tasten, die eine Hand auf seiner Wurlitzer und die andere auf einem Fender-Rhodes-Piano-Bass; dazu wirbelt Seidel über die Toms, während sich Lars Zander manchmal mit dem Saxofon, meistens aber mit der Bassklarinette völlig verausgabt und doch bei jedem neuen Stück wieder aus seinem schier unerschöpflichen Energievorrat schöpft. Kein Wunder also, dass das Publikum nur zu gerne seinen Teil dazu beiträgt, dass der Abend spektakulär wird, etwa indem es beim „Seraya Blues“ ein kollektives „We will rock you“-Intro stampft und klatscht. Bei einem sich anschließenden Stück klappt das dann allerdings nicht mehr, was aber der schrägen Taktart geschuldet ist: Ein Funk im 5/4-Takt ist dann doch eine besondere Herausforderung, auch wenn das Matti Klein Soul Trio ihn so mühelos herunterspielt, als wäre das Stück nicht viel mehr als eine Fingerübung. Dann aber eine, die sich gewaschen hat und die Lust auf mehr macht. Was denn auch kein Problem darstellt. Solche Abende können ruhig öfter stattfinden – wie gut, dass die Dottendorfer Jazznacht schon bis Ende des Jahres durchgeplant ist.
Am 28. Juni kommt kurz vor der Sommerpause das Olivia Trummer Trio, am 30. August spielt Marcus Schinkels neu gegründetes Duo Passacaglia ein Crossover-Programm zwischen Klassik und Jazz, am 4. Oktober tritt das atemberaubende Omer Klein Trio auf, und am 25. Oktober wird Torsten Goods dem Publikum einheizen. Für einen würdigen Jahresabschluss sorgt schließlich die norwegische Sängerin Silje Nergaard am 6. Dezember. Karten erhalten Sie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Weitere Informationen unter www.dottendorfer-ortszentrum.de.
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