„Moving Shadows“: Augenzwinkernder Reigen der Zitate

Sie sind alle gekommen: Elvis und Freddy Mercury, Joan Baez und Helene Fischer, Abba und Kraftwerk und die Bee Gees und und und. All diese Künstlerinnen und Künstler tauchen in einem Block des neuen „Moving Shadows“-Programm „Our World“ auf, das die Mobilés auf Einladung der Springmaus in der nahezu ausverkauften Bonner Oper zeigen. Im Grunde ist das keine Überraschung, ein derartiger Reigen der Zitate bildet schließlich seit 25 Jahren den Kern des Kölner Ensembles – und doch ist es immer wieder überraschend, was acht Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Körpern und ihren Schatten für Bilder kreieren können. Was für eine Kreativität, was für eine Akrobatik. Und was für eine Magie.

Mit „Our World“ knüpfen die „Mobilés letztlich genau da an, wo sie 2020 mit „Moving Shadows II“ aufgehört haben, gehen aber auch darüber hinaus. Zunehmend setzen sie auf eine Art Rahmenhandlung: Ein Schattenmann, seines Zeichens schüchterner Romantiker und chaotischer Träumer, verlieb sich in eine Schattenfrau, mit der er einige schöne Verabredungen hat, die aber durch einen Telefonanruf abrupt beendet werden. Verflixte Handys. Auf jeden Fall bieten sich so genug Möglichkeiten, Schattenrisse und Musik zusammenzubringen und so manch augenzwinkernden (und auch den ein oder anderen berührenden) Moment auf die Leinwand zu projizieren. Bei „Thriller“ tanzen natürlich die Werwölfe, bei Hernando’s Hideaway“ die Spinnen und beim „Veedel“-Lied der Bläck Fööss sogar der Kölner Dom. Bei einer kleinen Weltreise – auch das ein beliebter Klassiker – wiegen sich die „Tulpen aus Amsterdam“ im Wind, während bei „London Calling“ die Tower Bridge erscheint und beim „Mull of Kintyre“ Nessi; und bei einem Trip durch die Geschichte des Films offenbaren sich Winnetous homo-erotische Tendenzen, während die Gekreuzigten fröhlich „Always Look On The Bright Side of Live“ pfeifen. Großartig die „Easy Rider“-Squenz sowie die von „Spiel Mir Das Lied Vom Tod“ – nur bei „Star Wars“ übernehmen sich die Mobilés ein wenig, wollen zu viele wichtige Szenen zeigen und verlieren sich dabei im Klein-Klein.

Ganz ohne Ironie setzt sich das Schattentheater mit der Umweltzerstörung auseinander und bedient sich in Sachen Dramaturgie (und zum Teil in Sachen Musik) bei Michael Jacksons „Earth Song“. Die Bilder sind mitunter etwas abstrakter als gewohnt, ihre Intensität spricht aber für sich. Das Publikum ist denn auch restlos begeistert und bedankt sich mit tosendem Applaus.

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