„Randale und Freunde“: Blech, Strom und etwas Glück

Aller guten Dinge sind drei: Auch in diesem Jahr hat die Party-Brass-Band Querbeat mit ihrem eintägigen „Randale und Freunde“-Festival in der Bonner Rheinaue gut 20.000 Menschen in die Rheinaue gelockt und damit nach rheinischem Brauch endgültig eine Tradition begründet. Sechs Bands, gute Stimmung und mehr als ein Quäntchen Glück haben dazu beigetragen, dass alle einen ebenso entspannten wie euphorischen Tag verleben konnten, und das trotz der ein oder anderen Schlamm-Inseln auf der Großen Blumenwiese, die nach dem Regen der vergangenen Tage unausweichlich waren, obwohl die Organisatoren mit einigen Wagenladungen Sand und etlichen  Platten das Schlimmste verhindern konnten. Immerhin hatte Petrus noch ein Einsehen und verscheuchte kurz vor Beginn des Konzert-Marathons die dunklen Wolken, so dass die Party pünktlich um 13.30 Uhr beginnen konnte – und nach und nach friedlich und liebevoll eskalierte.

Tatsächlich kann Querbeat stolz darauf sein, dass so viele Fans ohne die geringsten Misstöne zusammen feierten und die Randale lediglich dem Namen nach zugegen war. So ein Publikum wünscht sich jeder Veranstalter, vor allem da dieses sich auch bereitwillig auf eher unbekanntere Künstler wie Dilla, Sirens of Lesbos oder Ennio einließ und diese ebenso feierte wie die Italo-Schlager-Formation Roy Bianco & die Abbrunzati Boys oder die die Folkotronica-Band Milky Chance, die dank Hits wie „Stolen Dance“ zahlreichen Radio-Hörern zumindest dem Klang nach ein Begriff gewesen sein dürfte. Der erwies sich dann allerdings als weitaus technolastiger, als man von besagter Nummer erwartet hätte – schade, denn mit „Colorado“ bewiesen die Jungs aus Berlin eindrucksvoll, dass sie derartige Elemente eigentlich gar nicht nötig haben, sondern mit fetziger Mundharmonika und rockender Gitarre herrlich handgemachten Alternative Rock spielen können. Wenn sie nur wollen.

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Das Publikum störte sich nicht daran, ganz im Gegenteil: Die schweren Beats, auf die an diesem Tag alle auftretenden Bands zurückgriffen und der sie damit irgendwie auch ein bisschen austauschbar machten, waren dem tanz- und partywilligen Volk überaus willkommen. Schon bei Dilla waren die anderen Musiker eher aus optischen als aus musikalischen Gründen zugegen und weitaus öfter als Background-Tänzer denn als Instrumentalisten gefragt, während ihre Frontfrau Liedermacher-Texte zu Eurodance-Phrasen über die Wiese schallen ließ. Etwas vielseitiger, aber im Grunde ähnlich erwiesen sich Sirens of Lesbos aus der Schweiz, die dadurch nicht gerade im Ohr blieben, die stetig wachsende Menge aber bestens unterhielt. Was ja auch eine Leistung ist und eine weitere Eigenschaft ist, die alle Bands einte. Immerhin. Hauptsache, man kann tanzen, zumindest außerhalb der vereinzelten Matschinseln, die wie ungenutzte Circle Pits wirken und die vor allem die Musiker zu irritieren scheinen.

Als schließlich um kurz nach 20 Uhr mit Querbeat die Organisatoren und Headliner von „Randale und Freunde“ die Bühne betraten und sogleich aus allen Rohren feuerte, war die Stimmung dementsprechend auf dem Höhepunkt. Natürlich waren viele der üblichen Hits dabei, „Tschingderassabum“ zum Beispiel oder „Guten Morgen Barbarossaplatz“, aber auch neue Songs wie „OK Ciao“ und die neue Single „Eisbär“. Auch dabei wurde gerne mal zu Elektronika gegriffen, die aber immerhin durch die gewohnt knackigen Bläser ausbalanciert wurde; dazu gesellten sich allerlei musikalische Zitaten von Starship über David Bowie bis hin zu den Beastie Boys. Was für eine Mischung. „Die Abteilung Freude ist am Start“, rief Sänger Jojo Berger irgendwann und sprach damit allen Anwesenden aus der Seele. Synthi-Klänge oder echtes Blech, diese Unterscheidung war zu diesem Zeitpunkt völlig egal. „Die Gute Nachricht: Das Leben ist ne Party.“ Zumindest in den Rheinauen, an diesem Tag, bei diesem Wetter und mit dieser Musik. Und, wenn die Tradition Bestand hat, auch wieder im nächsten Jahr.


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