Folk!Picknick: Tanz im Matsch

Folk-Fans sind hart im Nehmen. Ein bisschen Regen kann sie nicht verscheuchen, ein bisschen mehr ebenso wenig. Ein Glück für das Folk!Picknick, das am vergangenen Samstag auf dem KunstRasen-Gelände stattfand und von einem heftigen Schauer samt kurzzeitiger offizieller Gewitter- und Sturmwarnung unterbrochen wurde. Das zahlenmäßig leider überschaubare Publikum hielt jedoch aus, machte das Beste aus der Situation und konnte nach einer Viertelstunde im Matsch tanzen. Und hervorragende Musik aus der lokalen und regionalen Szene genießen.

Den Auftakt machte der Bonner Singer-Songwriter Daniel Bongart, der seine einfühlsamen Lieder (vor allem von seinem aktuellen Album „Dreaming Tree“) akustisch präsentierte und mit schlichtem, aber kraftvollen Spiel das Publikum fesselte. Melodien, die sich im Kopf festsetzen, und Texte, die das Kopfkino in Gang bringen – mehr kann man kaum erwarten. Ein guter Einstand. Dann kam der Regen. Die Menge flüchtete unter Bäume, in Zelte oder unter Regenschirme, hielt aus und wartete auf ein angekündigtes Zelt, das aber letztlich gar nicht benötigt wurde. Stattdessen improvisierten das KunstRasen- und das Folk!Picknick-Team, verteilten kurzerhand Bierbänke und Stühle aus dem VIP-Bereich – die ursprünglich mitgebrachten Picknick-Decken waren für den nun klatschnassen Rasen nur bedingt zu gebrauchen – und überließen alles weitere dem Kölner Nouvelle-Chanson-Quartett Toi et Moi. Die Band um den Gitarristen Raphael Hansen und die Multiinstrumentalistin Julia Klomfass sorgte mit ihrer schwungvollen Musik mühelos für gute Laune und lockte immer mehr Menschen (Kinder ebenso wie Erwachsene) direkt vor die Bühne, um sich ganz den flotten Melodien hinzugeben und sich von ihren Füßen leiten zu lassen. Die Band griff das nur zu gerne auf, initiierte kurzerhand einen kleinen Wettbewerb für den schönsten und ausgelassensten Tanz und sorgte damit für einige wunderschöne Bilder.

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Für Stimmung sorgte im Anschluss auch Halvlang. Die fünfköpfige Truppe hat sich auf die Fahnen geschrieben, irischen Folk mit kölschem Liedgut zu verschmelzen. Rheinisch Folk nennen sie ihre Mischung, irgendwo zwischen Flogging Molly und Bap, zwischen Jigs und Reels und Verzällcher. Eine ungewöhnliche Kombination, die aber gut ankommt, zumal das Tempo der Stücke in der Regel recht hoch ist und somit weiterhin das Publikum in Bewegung brachte. Den Abschluss machte schließlich der Singer-Songwriter Jaimi Faulkner, der mit seiner eindringlichen, berührenden Stimme und seinem exzellenten Gitarrenspiel das Folk!Picknick veredelte. Bleibt nur zu hoffen, dass bei einer Neuauflage des Formats im kommenden Jahr ein paar mehr Menschen den Weg auf den KunstRasen finden. Die Musikerinnen und Musiker hätten es auf jeden Fall verdient.


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