Julian Dawson: „Ich mache Taylor Swift nervös“

Die Superstars des 21. Jahrhunderts müssen sich warm anziehen: Julian Dawson hat den Weg in die digitale Welt gefunden. Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag hat der Singer-Songwriter ein neues Album veröffentlicht, das erstmals auch auf den gängigen Streaming-Plattformen zu finden ist, und das, so glaubt er, dürfte bald zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für alle anderen Musikerinnen und Musiker werden, die dort aktiv sind. Denn Dawson will hoch hinaus. Sehr hoch. „Ich mache Taylor Swift nervös“, scherzt er bei seinem Konzert in der Kulturkirche. Immerhin hat er schon eine dreistellige Gefolgschaft, da kann der große Durchbruch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und wenn daraus doch nichts wird? Macht er halt weiter wie bisher. Das hat bisher ja auch funktioniert.

In Köln verfügt Dawson auf jeden Fall über eine überschaubare, aber überaus treue Fan-Gemeinde, die ihn nur zu gerne unterstützt. So wie beim letzten Konzert an diesem Ort: Damals war er nicht bei Stimme, so dass das Publikum die Texte sang und Dawson sich auf sein Gitarrenspiel konzentrieren konnte. Das ist diesmal allerdings nicht nötig. Der gebürtige Londoner ist fit und erweist sich – nach einer mitunter etwas intonationsschwachen a-cappella-Nummer gleich zu Beginn – als charismatischer Sänger und überragender Geschichtenerzähler. Seine Anekdoten, in denen er auf sein bisheriges Leben zurückblickt, sind beinahe ein ebenso guter Grund für einen Konzertbesuch wie seine Lieder.

 

Er erinnert sich an Künstler wie Dan Penn, John David Souther und Wolfgang Niedecken, aber auch an seine Kindheit, darunter an einen Einbruch in eine Sakristei zusammen mit einem Freund, um sich an den Hostien satt zu essen. Er macht sich über seine eigenen Lieder lustig, unter denen es nur einen einzigen Song gebe, den man auf einer Hochzeit singen könne. Und dann spielt er, ganz allein, ohne Band, ohne Effektgeräte. „Je älter ich werde, desto weniger Equipment brauche ich“, sagt er. Für seine Mischung aus Singer-Songwritertum, Blues und Pop reicht eine Gitarre. Auf diese Weise berichtet er von Jesus und Judas, rockt mit „Blue Tattoo“ und brilliert mit „How Can I Sleep Without You“. Klasse. Also Vorsicht, Taylor Swift. Julian Dawson kommt.

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