
Insekten genießen in der modernen Gesellschaft einen zweifelhaften Ruf. Komische Augen und Fühler, zu viele Beine, zu viel Gekrabbel – bah, eklig. Und essen will man sie auch nicht, zumindest
nicht im westlichen Kulturkreis, da können sie noch so nahrhaft sein. Doch diese Vorurteile will das Theater Marabu nicht stehen lassen. In Kooperation mit dem Theater Bonn und dem Beethovenfest
gibt es den „Bad Bugs“ eine Bühne, eine mit Ensemble-Mitgliedern besetzte Käferband (inklusive der beiden Marabu-Chefs Tina Jücker und Claus Overkamp) mit harter Schale und weichem Kern. Die
Premiere fand am vergangenen Samstag im Rahmen des Beethovenfests auf dem Vorplatz der Kreuzkirche statt, der durch die Intervention der Bugs tatsächlich ein bisschen bunter wurde.
Die Kritik der „Bad Bugs“ ist eindeutig: Die Welt wird zunehmend zugebaut, Betonwüsten ersetzen Grünflächen, und selbst auf den Balkonen finden sich immer weniger Pflanzen. Wo sollen die Insekten
also leben, wo sich ernähren? Warum befinden sie sich auf einmal auf der roten Liste? Und warum begreift die Menschheit nicht, dass sie bald die nächsten sein werden, die vom Aussterben bedroht
sind? Ohne Insekten keine Blüten, ohne Blüten keine Früchte, ohne Früchte keine Vitamine und andere lebenswichtige Stoffe. Dafür wollen sich die Bad Bugs einsetzen und setzen vor der Kreuzkirche
ein Zeichen. Kurzerhand brechen sie den Platz auf, lassen eine Pflanze wachsen und locken damit unter anderem Schmetterlinge an. Geht doch.
Die Bad Bugs werden in Zukunft ihre Botschaft und ihren vergleichsweise braven Rock in zahlreiche Schulen in Bonn und im Rhein-Sieh-Kreis bringen. Dort werden sie aber hoffentlich ein bisschen
mehr aufdrehen können, damit man auch in den hinteren Reihen etwas verstehen kann. Gerade für Kinder ist das 45-minütige Stück aber ansonsten hervorragend geeignet, um ihre Einstellung gegenüber
Insekten zu überdenken. Denn die sind ohne Frage besser – und wichtiger – als ihr Ruf.
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