Andreas Rebers: Der Mann fürs Grobe

Andreas Rebers ist kein Mann der leisen Töne. Der 66-jährige Kabarettist bezeichnet sich selbst als ein Vertreter der radikalen Mitte, einer, der sich nicht einfach auf eine Seite stellt und gleichzeitig mit Genuss provoziert und polarisiert. Im ausverkauften Pantheon analysiert Rebers nun einmal mehr die Welt auf ihren Zustand hin, regt zum Nachdenken an und zum Aufregen, mal mit doppelbödigen satirischen Kommentaren und mal mit gnadenlosen Beschimpfungen. Was nicht immer zusammenpasst. Und dennoch einige spannende Perspektiven bietet.

Keine Frage, Rebers will nicht bequem sein. Oder ruhig. Das, so erzählt er zumindest in seinem aktuellen Programm, sei ihm als Kind schließlich oft genug entgegengeschleudert worden, bis er sich schließlich gefragt habe, ob das nicht sein echter Name war. Also entschließt er sich dazu, alles anders zu machen und die Enkel-Generation von Anfang an richtig zu erziehen. Also mit Wilhelm Busch zum Beispiel oder mit Heinrich Hoffmann (dem Autor vom „Struwwelpeter“), kurzum mit Texten, die in der modernen Latte-Macchiato-Mittelschicht als zu grausam abgestempelt und rigoros aus den Kinderzimmern verbannt werden. Dabei kann man daraus doch so viel lernen. Wenn Kinder nicht lernen, dass Katzen brennbar sind, werden sie vielleicht nie die Finger von den Streichhölzern lassen, und wenn man ihnen dann noch zeigt, was so eine scharfe Schere anzurichten vermag… „Die Traumatisierung, die übernehmen wir“, sagt Rebers stolz. Und wenn nicht mit Geschichten über Max und Moritz oder den Suppenkaspar, dann eben mit den Figuren aus Entenhausen, mit dem queeren Gustav Gans, dem nicht resozialisierbaren Kater Karlo und der nicht-binären Daisy Duck. Sein Ziel: Die Kinder von heute wieder zur Revolution aufzurufen. Möglichst ohne Klebstoff. Dafür aber mit entsprechenden Argumenten.

Was genau Rebers allerdings vermitteln will, lässt sich nicht immer ganz klar erkennen. Dafür springt er zu sehr zwischen den Themen hin und her, wechselt das Narrativ, zeigt sich mal besorgt über die Leichtigkeit des Krieges, stellt dann Büßerhemdchen für die oberen Zehntausend her und karikiert mit dieser modernen Form des Ablasshandels den Kapitalismus, äußert sich mit brillanter Satire zu dem Verhältnis der Deutschen mit dem Osten und landet schließlich bei dem Rassismus derjenigen, die ihn als alten weißen Mann in eine Ecke stellen wollen. Und da will er nun einmal nicht hin. Andererseits wettert Rebers hinter seinem Keyboard selbst auch mal gegen konkrete Personen statt gegen Systeme, indem er etwa Jan Böhmermann als öffentlich finanzierte Zeitgeist-Nutte bezeichnet. Da blitzt er durch, der Zorn eines Kabarettisten, der sich ansonsten so sehr darum bemüht, verschiedene Facetten zu betrachten und sorgfältig abzuwägen. Wenn es um die Kunst geht, kann Rebers nicht anders, dann ist Schluss mit den leisen Tönen. Dann wird es laut.

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