Voyager IV: Nur ein bisschen Wagner

Sie schwingen alle mit: Alberich und Fafnir, Siegfried und die Walküren und die Loreley. Mythen und Sagen entlang des Rheins sind die Grundlage der neuen Voyager-IV-Platte „Rheingold“, die das Quartett jetzt in der Harmonie vorgestellt hat. Ein interessantes Projekt, in dem Komponist Richard Wagner durchaus eine Rolle spielt, wenn auch eine deutlich kleinere als man zunächst denken könnte. Denn im Mittelpunkt stehen die Progressive-Rock-Träume von Pianist Marcus Schinkel und Sänger Johannes Kuchta – was oft, aber nicht immer von Vorteil ist.

Nach dem Erfolg ihres Erstlings, bei dem sich Voyager IV mit Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ auseinandergesetzt haben und dafür 2020 vom Deutschen Pop & Rock Musikerverband als „beste Rockband Deutschlands“ ausgezeichnet wurde, wollten Schinkel und Kuchta unbedingt weitermachen und suchten nach neuer Inspiration. Schnell stießen sie auf die Rhein-Romantik und Wagners opulentes Werk um den „Ring des Nibelungen“. Allerdings hat Kuchta nach eigener Aussage nicht viel übrig für „Fantasy“-Themen, was nicht so ganz mit der Wahl des Stoffes zusammenpasst. Und leider hört man das manchmal. Kuchtas warme, starke Stimme wirkt zumindest bei der Premiere in Endenich mitunter ein wenig distanziert, vor allem wenn Kuchta versucht, die Melodie noch zusätzlich zu umspielen. Am überzeugendsten und authentischsten ist er dagegen, wenn er keine großen Experimente macht, so wie direkt zu Anfang des Konzerts mit drei selbstgeschriebenen Stücken, in denen Kuchtas Organ hervorragend zur Geltung kommt. Die Improvisation kann er getrost anderen überlassen. Marcus Schinkel zum Beispiel. Der 56-Jährige liebt es ohnehin, sich auszuprobieren, neue Klänge zu entdecken. Und neue Instrumente. Für „Rheingold“ hat er unter anderem Reste einer Schreibmaschine umgebaut, weil ihm dieser Sound so gut gefiel. Am wohlsten fühlt er sich dennoch hinter seinem Synthesizer, auf dem er immer wieder virtuos spielt. Gleiches gilt für Bassist Fritz Roppel und den einmal mehr fantastischen Wim de Vries am Schlagzeug.

Auf diese Weise erschließen sich Voyager IV den Rhein. Und das Publikum? Ist begeistert, vor allem wenn es innerhalb der Stücke dann doch einzelne Motive von Wagner erkennt – besonders deutlich lässt sich der „Ritt der Walküren“ heraushören; gleiches gilt für das Lied von der Loreley. Dazwischen hauen die vier Musiker richtig rein, lassen es krachen und landen dann wieder ganz unvermittelt bei einem leichten Latin-Groove oder rutschen in Richtung Pop ab. Es ist eben nicht alles Wagner. Was letztlich ganz gut ist.

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