Damian Wilson: Eine wirklich nette Familie

Was für eine Stimme. Was für eine Ausstrahlung. Und was für ein Charme. Damian Wilson ist ohne Frage eine Ausnahme-Erscheinung, sowohl als Sänger als auch als Mensch. Der 55-Jährige, der vor allem in der Prog-Rock-Szene für seine klare, vielseitige und sowohl in den Höhen als auch in Baritonlagen sichere Stimme geschätzt wird, ist einfach ein unglaublich sympathischer Zeitgenosse. Das hat er schon 2023 bewiesen, als er mit seiner eigenen Formation erstmals in die Harmonie kam und neben eigenen Stücken vor allem Hits von den Bands Ayreon, Headspace und Treshold darbot, die Wilson mehr oder weniger nachhaltig geprägt hat. Jetzt ist er zurückgekommen, mit einem ganz anderen Programm. Und mit seinem Bruder.

Wilson kann inzwischen auf eine mehr als drei Dekaden umfassende Karriere zurückblicken, in der er nicht nur als Rock- und Metal-Sänger brillierte, sondern auch als Musical-Darsteller (in einer britischen Inszenierung von „Les Miserables“ hat er die Hauptrolle übernommen) – und als Singer-Songwriter. Schon sein erstes Solo-Album „Cosmas“ zeigt seine Liebe zu schlichten Balladen, die gewissermaßen einen Gegenpol zu seiner Arbeit mit Arjen Lucassen (Ayreon) oder Rick Wakeman (Yes) darstellen. Auch in Endenich gibt Damian sich ganz reduziert, nur er und eine Akustik-Gitarre und sein Bruder Paul, der einige feine Harmonien beisteuert. Und manchmal braucht es nicht einmal das: „And The Druids Turn To Stone“, die einzige Cover-Nummer des Abends, singt er kurzerhand a-cappella und unverstärkt. Ein Gänsehaut-Moment.

Die intime, fast schon familiäre Atmosphäre des Abends lässt derartige Nummern zum Glück zu, ohne dass sie bemüht wirken. Dazu gehört auch, dass Damian Wilson versucht, wirklich jedem im Publikum die Hand zu schütteln und seine Fans immer wieder mit einzubeziehen. Genüsslich erzählt er Anekdoten aus seiner Kindheit und Jugend, erinnert sich an die Vorliebe seines Vaters für Weihnachts-Dekorationen, singt von dem Haus, das einst ein Zuhause war, verneigt sich vor seiner resoluten Tante Moira und setzt für die einzige Musik vom Band, einem kleinen Klavier-Intro von Rick Wakeman, ganz bewusst auf einen alten Kassettenrekorder aus den 70ern statt auf moderne Technik. Wilson genießt diese nostalgischen Momente sichtlich. Das Publikum auch. Was will man mehr?

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