VPT: „Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen“

Geisterjäger haben’s schwer. Hinterlistige Dämonen-Gegner, störrische Eltern und Assistenten, denen man alles erklären muss bringen selbst jemanden vom Format eines John Sinclair mitunter aus der Fassung. Und wenn sich dann noch Justus Jonas, Professor Boerne und die MTV-Zeichentrick-Idioten Beavis und Butthead einmischen, wird es vollends absurd. Doch genau das geschieht im neuesten Programm des Vollplaybacktheaters, das jetzt im Beueler Brückenforum zu sehen war. Das Wuppertaler Ensemble hat sich diesmal weitgehend von ihren sonst so populären „Die drei Fragezeichen“-Inszenierungen verabschiedet und sich stattdessen der Abenteuer eben jenes John Sinclairs angenommen, der immerhin auch seit mehr als 50 Jahren durch die Hörspiel-Welt geistert. Diesmal muss sich der Sohn des Lichts einem mysteriösen Totengräber und seinem eigenen Vorfahren stellen – was ebenso absurd wie unterhaltsam ist. Und dennoch nicht ganz so überzeugend wie erwartet.

Dabei ist niemand besser geeignet, John Sinclair zum Leben zu erwecken, als das Vollplaybacktheater, das immerhin schon seit 27 Jahren zahllose Hörspiele zusammenschneidet und schließlich als lippensynchrone Pantomime auf die Bühne bringt. Mit ihren „Die drei Fragezeichen“-Interpretationen hat die Truppe längst Kultstatus erlangt, auch bei den Original-Sprechern von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Den Geisterjäger haben sie ebenfalls seit Ewigkeiten im Programm, meistens aber nur als Gast-Star, wenn die drei Hobbydetektive aus Rocky Beach mal wieder mit einem scheinbar übernatürlichen Phänomen zu kämpfen haben. Letztere haben nun einmal einfach die größere Fan-Basis und den besseren Ruf, wie die normalerweise ausverkauften Hallen des Vollplaybacktheaters beweisen. Mit John Sinclair gelingt dies nicht so recht; das Brückenforum hätte auf jeden Fall etwa die doppelte Menge an Besuchern fassen können. Und auch inszenatorisch ist noch Luft nach oben. Zwar verknüpft das Ensemble verschiedene John-Sinclair-Texte (unter anderem auf „Achterbahn ins Jenseits“ und „Die Gruft mit dem Höllenauge“), hält sich bei Fremdzitaten aber zurück, zumindest im Vergleich zu sonstigen Produktionen. Ob das am eher düsteren Grundton der „John Sinclair“-Romane liegt? Oder am Horror-Setting, das ein Abgleiten ins Absurde möglicherweise nur bedingt verzeiht?

 

Auf jeden Fall zünden längst nicht alle Pointen gleichermaßen, obwohl das Publikum zumindest bestimmte Charaktere und so manche musikalische Einlage mit tosendem Applaus begrüßt. Dazu gehört übrigens auch ein Lied, das die Aussage Donald Trumps über die Haustiere verspeisenden Migrantinnen und Migranten in der US-Stadt Springfield auf die Schippe nimmt und das seitdem viral gegangen ist. Eine pfiffige Idee. Ohnehin hat das Vollplaybacktheater bei aller Kritik auch einige sehr schöne Ideen und zudem ein Bühnenbild, das mit zum Besten gehört, was die Wuppertaler Chaostruppe je aufgebaut hat.

Am Ende wird natürlich alles gut. John Sinclair bezwingt zunächst den untoten Totengräber und schließlich mit Hilfe seines Vaters auch seinen dämonischen Urahn, so dass gleich zwei Fälle zu den Akten gelegt werden können. Gleichzeitig ist das Publikum begeistert von der teils konfusen, aber letztlich kurzweiligen Aufführung. Ein Happy End also – das muss reichen.

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