Alfons: Zwischen Stahlhelm und Fliegen-Trick

Oh la la! Ein kleiner Ausspruch mit vielen Facetten. Oh la la, das soll in diesem Fall bedeuten: Er hat es getan. Unglaublich aber wahr. Alfons ist Deutscher. Und Franzose. Zwei Seelen im selben Körper, der eine ein Ordnungsfanatiker, der andere „normal“. Das soll gut gehen? Unmöglich, sagen die Freunde des Puschel-Mikro-Kabarettisten. Von wegen, sagt Alfons. Denn trotz mancher Unterschiede und Vorurteile seien sich die beiden Völker doch näher, als man denkt. Mit seinem aktuellen Programm „Jetzt noch deutscherer“ erzählt er die Geschichte seiner Einbürgerung – und parallel dazu die seiner Oma.

Seit mehr als 30 Jahren ist Alfons, die Kunstfigur des Kabarettisten Emmanuel Peterfalvi, eine Art Vorzeige-Franzose. Der Reporter mit der orangefarbenen Trainingsjacke und dem deutlich hörbaren Nuschel-Akzent, der geschickt mit Klischees von Baguette- und Stahlhelm-Trägern spielt, hat längst Kult-Status erreicht – in Bonn kann er mühelos zweimal das Pantheon füllen. So auch diesmal, und das obwohl Peterfalvi beziehungsweise Alfons mit seinem nachdenklichsten und persönlichsten Programm in die Bundesstadt kommt. Nicht wegen des Briefs, den Olaf Scholz (damals noch Hamburger Oberbürgermeister) ihm 2015 zugesandt hat und in dem Peterfalvi gefragt wird, ob er nicht Deutscher werden wolle. Sondern wegen seiner Großmutter, die 1944 in Auschwitz war und das Konzentrationslager überlebte. „Eine wahre Geschichte“, betont er. Und eine, die Alfons ohne Pathos erzählt und auch ohne Anklage. Vielmehr beschreibt er seine „Grandmére“ als lebenslustige Frau, die ihren Enkel immer unterstützte und die einen Riesenspaß daran hatte, mit einer dressierten Plastikfliege Passanten zu überraschen. „Damit hat sie sogar François Mitterrand hereingelegt“, erzählt Alfons stolz. Daraus soll ein reger Kontakt entstanden sein, und jedes Mal, wenn der französische Staatspräsident nach der Meinung des Volkes fragte, rief er Alfons’ Oma an.

Geschickt verwebt Alfons die Biographie seiner Oma mit der Frage nach der eigenen Identität, während er gleichzeitig auf die besondere Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich blickt. Dabei wird es mitunter nostalgisch, insbesondere als er von den Yps-Heften erzählt, die auf den französischen „Pif Gadget“ beruhen und deren Gimmicks geradezu legendär sind. Stichwort Urzeitkrebse. Dann wieder kommentiert er das große Ganze, das Experiment Europa, für das Alfons sich weiterhin stark macht und in dessen Zentrum eben jene deutsch-französische Freundschaft steht. „Wir müssen alles daransetzen, dieses Experiment fortzusetzen“, sagt er. Diese Haltung hätte „Grandmére“ auch gehabt, trotz ihrer Erfahrungen im KZ. „Sie hat die Deutschen nicht gehasst“, erzählt Alfons. „Sie wollte die Deutschen nicht hassen. Sie wollte nur, dass so etwas nie wieder passiert.“ Deshalb ist das aktuelle Programm, mit dem Alfons übrigens auch in Schulen geht, auch so wichtig, gerade jetzt, in dieser fragilen Zeit. Es mahnt, ohne zu beschuldigen, erinnert ohne zu klagen. Und es zeigt, dass auch ein Vorzeige-Franzose gleichzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft haben kann. Oh la la.

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