Bombastisch, komplex und verdammt gut drauf: Das Konzert der franko-kanadischen Progressive-Rockband Mystery in der gut gefüllten Harmonie am vergangenen Dienstag hat wirklich keine Wünsche offen gelassen. Die Formation um Mastermind Michel St-Père und Frontmann Jean Pageau verfolgt mit ihrem aktuellen Album „Redemption“ konsequent jenem Stil zwischen Saga-Sound und Savatage-Drive, für den sie seit fast 40 Jahren zumindest innerhalb der Prog-Szene gefeiert werden. So auch in Bonn, wo das Sextett nach einem phänomenalen ersten Auftritt vor anderthalb Jahren begeistert empfangen wurde – und die hohen Erwartungen mühelos übertraf. Opulent ausgeschmückte Melodien, bombastische Spannungsbögen und eine facettenreiche Stilistik ließen keine Wünsche offen.
Erfreulicherweise verstanden es Mystery, immer wieder bis an die Grenze zum Kitsch zu gehen, diese aber nie zu überschreiten. Das lag zum einen an der hervorragend aufeinander eingespielten Band und insbesondere an Drummer Jean-Sébastian Goyette, der seine Kollegen auf Spur hielt und gleichzeitig mit rhythmischen Verzierungen die Stücke veredelte; zum anderen aber am von Masken und Kopfbedeckungen besessenen Frontmann Pageau, der den Pathos liebt und die großen Gesten, der sich aber in Bonn durchaus zurückhalten konnte, wenn es der Musik dienlich war.
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Derweil hielt sich St-Père als einzig verbliebenes Gründungsmitglied dezent im Hintergrund und überließ die Soli in der Regel Sylvain Moineau. Bassist Francois Fournier steuerte derweil essentielle Impulse bei, und Keyboarder Antoine Michaud wabernde Klangflächen. So entstand eine vielschichtige Melange, mal mit einem maschinengewehrartigen Trommelfeuer („Delusion Rain“), mal mit sanften Tönen („Every Note“) und mal mit einer fast schon cineastischen Klangwelt („Shadow of the Lake“).
Natürlich lag der Schwerpunkt des Konzerts dennoch auf den Songs von „Redemption“ – und die konnten sich hören lassen. Zwischen dem Titelsong und dem epischen „Is This How The Story Ends?“ lagen mit „Pearls and Fire“ und vor allem mit dem rhythmisch vertrackten „Behind the Mirror“ einige spannende Höhepunkte, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Besser hätte das Konzert kaum laufen können.
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