Weihnachten, das Fest der Nächstenliebe. Da wird einem doch direkt warm ums Herz. Obwohl, angesichts der Weltlage ist es schwieriger denn je, in Feststimmung zu kommen. Das fällt Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) doch schon in „normalen“ Jahren schwer genug, immerhin zerhacken die Weihnachtstage regelmäßig die Session. Dazu noch die ganzen schwarzen Tage, also Volkstrauertag, Totensonntag und so weiter. Kaum haben die beiden Grantler sich und ihre Lebern aufs Christkind und die liebe Verwandtschaft vorbereitet, müssen sie sich schon wieder um die Verstorbenen kümmern. Und wenn nicht um die, dann um Trump, Putin, Netanjahu und Höcke und um alle anderen Störenfriede. So viel können selbst die beiden nicht trinken, um das auszugleichen, sagen sie. Doch wenn nicht sie, wer dann? Also opfern sich Fritz und Hermann und rechnen in ihrem traditionellen Weihnachtsprogramm im Pantheon gewohnt bissig, chaotisch und musikalisch mit Gott und der Welt ab, damit die bevorstehenden Wochen vielleicht doch noch schön werden können.
Im Grunde veranstalten Fritz und Hermann jedes Jahr das selbe Theater: Ersterer wird vor lauter Vorfreude auf die Feiertage geradezu euphorisch, letzterer argumentiert schon aus Prinzip dagegen. „Du verkitschst immer mehr“, wettert Schwaderlappen, obwohl unter der rauen Kruste eigentlich ein lieber Kerl steckt, der als Einziger ein Geschenk für seinen ältesten Freund besorgt hat (in diesem Fall den Nachweis über einen Adelstitel für Frau Fritz Litzmann) und heimlich mit seinen Enkeln unterm Tannenbaum schunkelt. Immerhin befinden wir uns gerade nicht nur in der vierten, sondern auch in der fünften Jahreszeit, und da muss man als findiger Karnevalist eben Synergien finden.
Gleichzeitig modernisiert Hermann die Weihnachtsgeschichte, verlagert sie in die Zeit der letzten Volkszählung unter Helmut Kohl und lässt das Kind von Maria kurzerhand auf dem Seitenstreifen der
A555 im Licht einer abfackelnden Raffinerie zur Welt kommen. Später fordert er den sofortigen Aufbau des Antifaschistischen Grenzwalls (auch wenn die Bedrohung diesmal aus dem Osten kommt), und
echauffiert er sich über die Klima-Politik der Grünen, deren Solar- und Windkraftanlagen vor allem mit chinesischen Bauteilen hergestellt werden. Derweil stellt sich Fritz Litzmann vor, wie alle
Autofahrer ihre Wagen vor dem Koblenzer Tor stehen lassen, weil es ja eh keine Parkplätze gibt. Irgendwann wird dann die verödete Innenstadt von Schlingpflanzen überwuchert sein, und dann kann
Deutschland im urbanen Dschungel endlich jene Naturvölker ansiedeln, die durch die Rodung des Amazonas-Regenwaldes ihre Heimat verloren haben. Bonn wird so zur neuen grünen Lunge der Welt, die
Fahrradstraßen wurden nicht umsonst gebaut, und so lange im Dezember noch genug Platz für den Weihnachtsmarkt mit all seinen Düften ist, können alle zufrieden sein.
Natürlich greifen Fritz und Hermann auch in diesem Jahr wieder zu den Mikrofonen, um mehr oder weniger intonationssicher allerlei Weihnachts- und sonstige Lieder zu schmettern. Dabei machen sie
vor keiner Persiflage Halt. So versehen die Geschehnisse der Heiligen Nacht kurzerhand mit Schlager-Melodien, rechnen in einer fast 20-minütigen Nummer mit dem ehemals wichtigsten
Transatlantik-Partner USA ab und zeigen sich glücklich, dass das Rheinland einst an die Preußen fiel. Und nicht an die Sachsen. Für die Musik war das ein Segen. Für die Politik auch. Darauf ein
Hossa, ein Alaaf und ein Frohe Weihnachten.
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