
Wenn Helene Bockhorst den Mund aufmacht, entsteht schnell der Eindruck, dass der Abend lang werden könnte. Sehr lang. Da steht eine Frau auf der Bühne, die man vielleicht als graues Mäuschen bezeichnen könnte, wenn sie nicht einen quietschbunten Ganzkörperanzug tragen würde, und erzählt mit monotoner und träger Stimme von Pferden, Live-Hacks, ihrem Sex-Leben und ihren Lieblingserinnerungen an die Kreide- beziehungsweise Schulzeit. Na, das kann ja heiter werden. Doch der erste Eindruck täuscht. Denn hinter der scheinbar schüchternen Person verbirgt sich ein gewitzter Verstand, der geschickt die Form der Stand-Up-Comedy nutzt, um mit Erwartungen zu jonglieren. Was besser klappt als mit Bällen.
Ganz fit ist die 37-Jährige bei ihrem Auftritt im Pantheon allerdings nicht. Eine leichte Kehlkopfentzündung mache ihr zu schaffen, bekennt sie. Der Rat vom Arzt: Einfach mal nicht reden. Aber darauf kann und will sich Helene Bockhorst nicht einlassen. Immerhin muss sie das Geld wieder reinholen, das sie zum markenrechtlichen Schutz des Slogans „Frauen gehören an den Pferd“ ausgegeben hat. Und für das eigene Pony. Und für den Traum von einer Hip-Hop-Karriere mit dem Song „Ich bin gut zu fischen“. Autsch, diese Wortspiele. Sind schon wieder so schlecht, dass sie gut werden, zumindest in Verbindung mit dem trantütigen Auftreten von Helene Bockhorst, die jeden Satz so zieht wie Kaugummi. Andererseits, so erklärt die Comedienne, ist ja bekanntlich alles kurzweilig, wenn es gut ist. Und auch wenn die Zeit an diesem Abend nicht wie im Flug vergeht, geht sie doch schneller vorbei als erwartet und befürchtet. Das liegt vor allem an den geschickten Verknüpfungen und Verweisen, die sich wie ein roter Faden durch die Stand-Up-Nummern ziehen und diese zusammenhalten, aber auch an der vermeintlichen Hilflosigkeit Bockhorsts, die sich offen zu einer Midlife-Crisis bekennt und Autofahren mit Sex vergleicht: „Ich krieg es nicht besser hin, also lasse ich es einfach so“, sagt sie dazu. Allerdings hat sie auch mit seltsamen Typen zu tun, allen voran dem Mann im Katzenkostüm, der auf Whiskas steht statt auf Sheba, was allein schon verdächtig ist. Aber gut, immer noch besser als der Ex mit dem Messer…
Bockhorsts Humor ist faszinierend: Augenscheinlich flach, bildet das Gesagte nur die erste Ebene eines dichten Geflechts auf Pointen, die sich zum Teil erst im späteren Verlauf erschließen. Und in anderen Momenten einfach banal bleiben. Erwartbar ist da wenig. „Ich bin eine Frau mit vielen Talenten“, sagt Bockhorst dazu, „mit vielen verborgenen Talenten.“ Das nüchterne Vortragen von mehr oder weniger schlechten Witzen aus den Reihen des begeisterten Publikums gehört allerdings eher. „Immerhin, einigen gefällt’s“, freut sich Bockhorst am Ende. „Das ist Kundenservice.“
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