„Freischwimmen“: Ein Becken voller Möglichkeiten

Keine Vorgaben, keine Ansagen und einfach nur Lust am Spiel: Das zeichnet das Format „Freischwimmen“ aus, das seit Beginn der Spielzeit 2025/2026 einmal pro Monat in der Werkstatt-Bühne beim Opernhaus stattfindet. Es ist eine Spielwiese, für das Ensemble ebenso wie für die Regie-Assistenten des Hauses: Gemeinsam können sie ihre wildesten Theater-Fantasien ausleben und Ideen ausarbeiten, die es ansonsten wahrscheinlich nicht auf den Spielplan schaffen würden. Zu Unrecht, zumindest wenn man den 60-Minüter als Maßstab legt, der am vergangen Samstag gezeigt wurde.

Dieser Abend ist eine augenzwinkernde Hommage an Schlagersänger, Schauspieler und Entertainer Peter Alexander, insbesondere an seine teils überaus skurrilen Duette im Rahmen der nach ihm benannten TV-Show. Gleichzeitig beleuchtet der 60-Minüter die Ängste und Zweifel, die den Künstler trotz oder vielleicht gerade wegen seines Erfolgs plagten. Zugegeben, das Stück streift diese dunkle Seite des Showgeschäfts nur, doch im vorgegebenen Zeitrahmen wäre dies kaum anders zu machen gewesen. Alois Reinhardt nimmt diese Schattierungen auf jeden Fall in seiner Interpretation Peter Alexanders gerne auf, um der liebevollen Parodie eine feine Schattierung zu verleihen, während Jan Wienowiecki alle anderen Rollen übernimmt: Karel Gott, Heintje, Falco und Udo Jürgens, alles im Vollplaybacktheater, was auch ganz gut so ist – als er bei einem Udo-Jürgens-Medley selber singen muss, lässt die gesangliche Treffsicherheit zu wünschen übrig. Da ist das Publikum deutlich melodiesicherer. Was nicht selbstverständlich ist.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert




Für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist jede Ausgaben von „Freischwimmen“ wie eine Wundertüte: Erst am Abend selbst wird das Programm bekannt gegeben, bis dahin wissen nur die Ensemble-Mitglieder selbst, was auf die Bühne gebracht wird. Wie viele Proben die Schauspielerinnen und Schauspieler bis dahin hatten, ist nicht bekannt, angesichts des straffen regulären Spielplans werden es aber nicht viele gewesen sein. Dennoch gelingt es vor allem Reinhardt, mitunter nur mit einer hochgezogenen Augenbraue Peter Alexander gut zu treffen – nur der Bart hätte eigentlich weg gemusst. Gleichzeitig wird zunehmend klarer, dass das Stück mehr sein will als reines Boulevard- und Vollplaybacktheater. Auch die geheime Seite des Entertainers kommt zum Vorschein, die wütende angesichts der Zerstörung der Natur und der Anfeindungen. Peter Alexanders Positionen sind insofern durchaus aktuell; derartige Positionen zu diskutieren ist denn auch ein Ziel des „Freischwimmen“-Formats. Das kommt an, die Reihen in der Werkstatt sind sehr gut gefüllt. Ein schöner Vertrauensbeweis für das Ensemble. Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihe in der kommenden Spielzeit 2025/2026 fortbesteht. Die Zeichen, so heißt es, stehen auf jeden Fall nicht schlecht. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat am 29. März und am 12. April die nächsten Gelegenheiten dazu.

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