Eine mörderische Seniorin, eine Hochschwangere mit einem ungewöhnlichen Geschmack für Namen und eine geisterhafte Psychotherapeutin: Heiko „Schotti“ Schotte lernt in seinem Beruf mitunter ganz schön seltsame Gestalten kennen. Was zu teils sehr skurrilen Gesprächen zwischen dem Tatortreiniger und seinen Klientinnen führt. Nicht zuletzt deswegen ist die nach seinem Beruf benannte Fernsehserie mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle längst Kult. Darauf greifen inzwischen verschiedene Ensembles zurück, die ein paar Episoden von Drehbuch-Autorin Mizzi Meyer für die Bühne adaptiert haben. Auch das Contra-Kreis-Theater hat ein Trio engagiert, das mit Witz, Charme und starken Texten begeistert.
Dabei ist ausgerechnet die erste Szene die schwächste, zumindest aus theatralischer Sicht. Und das bei so einer grandiosen Vorlage: Da kommt Schotti (Jan Schuba) – nach einigen Verständigungsschwierigkeiten am Tor – ins Haus, um die Spuren eines Einbruchs mit Todesfolge zu beseitigen, nur um schnell zu bemerken, dass die dort residierende Damen keineswegs so unschuldig ist, wie sie tut. Vor allem, wenn jemand ihr Sofa nicht wertschätzt, so wie besagter Dieb, der auf der Suche nach einem Tresor das wertvolle Möbelstück mit Straßenschuhen betritt. Eine Unverschämtheit, immerhin saßen hier schon Herbert von Karajan und Johannes Brahms. Das muss bestraft werden, und zwar mit einer endgültigen. Schade nur, dass Petra Nadolny gerade diese Rolle nicht so recht in den Griff kriegt. Ihre Freundlichkeit wirkt aufgesetzt, ist zu glatt, passend für eine Telenovela, aber unzulänglich für die Bühne. Auch Schuba kommt zunächst nicht gut ins Stück rein, vergisst mitunter den Hamburger Akzent Schottis und kann erst richtig Gas geben, als es um einen Maserati geht, den die alte Dame dem Tatortreiniger für sein Schweigen schenken will. Dank der Zerrissenheit zwischen Begehren und Berufsehre wird Schotti endlich dreidimensional, wird greifbar und zugänglich. Klasse.
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Wie gut der Tatortreiniger auch ohne Bjarne Mädel sein kann, zeigt sich dann in der zweiten Episode, in der sich Schuba und Laura Vorgang herrlich ergänzen. Letztere spielt die hochschwangere
Silke, die ihrem Sohn Özgür nennen will, nicht wegen eventueller türkischer Verwandten, sondern weil der Name „Freiheit“ bedeutet. Das überzeugt Schotti nicht, der in seinem Gespräch mit der
werdenden Mutter ein rassistisches beziehungsweise vorurteilsbelastete Fettnäpfchen nach dem anderen bedient. Dabei meint es der Putzmeister mit seines Tendenz zu Schrebergarten-Philosophie und
einem Herzen aus Gold ja eigentlich nur gut. Ebenso übrigens wie Silke, die Laura Vorgang mit viel Gespür fürs Detail mimt und ein vermeintliches Argument von Schotte so mühelos auflöst, dass es
eine Freude ist. Herrlich übrigens auch die nonverbale Kommunikation, die zuvor leider fehlte.
Ebenso erfreulich ist nach der Pause das Gespräch zwischen Schotti und dem Geist einer Psycvhotherapeutin (Petra Nadolny), die ihn gleich zu analysieren und mit einer Patientin (Laura Vorgang) zu
verkuppeln versucht. Was fast sogar klappen könnte, trotz des Bosyshamings, das Schotti im Gespräch mit der ebenso molligen wie leidenschaftlichen Köchin immer wieder aufflammen lässt. Hier zeigt
sich der Tatortreiniger als echter Chauvinist – und doch gelingt es ihm irgendwie, die Situation zu retten, auch weil es Schubas Kolleginnen gelingt, das Gespräch zu führen, ohne ins Klischee
abzurutschen. Das sorgt im Publikum für gute Laune und am Ende zu tosendem Applaus.
Termine
„Der Tatortreiniger“: 26.2., 28.2. - 2.3., 5. - 6.3., 9.3., 12. - 16.3., 18. - 23.3., 26. - 29.3., jeweils 19.30 Uhr, sonntags um 18 Uhr sowie am 30. März um 15
Uhr. Alle Aufführungen finden im Contra-Kreis-Theater (Am Hof 3-5) statt. Tickets erhalten Sie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen oder telefonisch unter 0228 63 23 07. Weitere Informationen
unter www.contra-kreis-theater.de
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