VORBERICHT: „Making the Story“ am Schauspiel Köln

Für Journalisten allgemein und für Kriegsberichterstatter im Besonderen gilt die Prämisse, das man nah dran sein muss am Geschehen, um Reportagen schreiben zu können. Ohne Gespräche mit Augenzeugen und Fotos von in Trümmern liegenden Städten sind die Schrecken eines solchen Konflikts nur schwer erzählbar. Doch vor allem die Redakteure aus dem Ausland brauchen Hilfe vor Ort, Menschen, die vermitteln können und Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden.  In der Ukraine sind dies die so genannten Fixer. Sie organisieren Reisen, schätzen das Risiko ein, übersetzen und geben so Impulse für das Narrativ, das in die Welt hinausgetragen wird. Nun hat das Kölner Theaterkollektiv Futur3 diesen Personen mit dem Rechercheprojekt „Making the Story“ ein Denkmal gesetzt. Am 13. März findet die Uraufführung in Depot 2 des Schauspiels Köln statt.

Werbeanzeige


QUATSCH KEINE OPER präsentiert



„Wir haben schon seit längerem Kontakte in die Ukraine, unter anderem durch unsere Inszenierung ‘Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern’“, erklärt André Erlen, der zusammen mit Stefan H. Kraft die Projektleitung innehat. „Ein befreundeter Dramaturg hat uns irgendwann erzählt, dass er jetzt auch als Fixer tätig ist und Journalisten bei ihren Touren begleitet. Daraufhin haben wir uns entschieden, diese Personengruppe einmal genauer zu beleuchten.“ Immerhin dienen sie nicht nur als das Scharnier zwischen der internationalen Presse und der Bevölkerung vor Ort, sondern auch als Impulsgeber. „Sie müssen einen guten Sensor dafür haben, welche Themen den Menschen derzeit auf der Seele liegen“, so Erlen. „Vor allem aber brauchen sie Kontakte, Kontakte, Kontakte.“ Und zwar nicht nur, um den Journalisten Zugang zu bestimmten Regionen zu ermöglichen. „Sie öffnen vor allem Menschen“, betont Kraft. „Sie müssen sich vorstellen, dass die zum Teil traumatisiert sind und kein großes Vertrauen in den Westen haben. Insofern braucht es jemanden, der als Vermittler agiert. Wir sind mit diesen Fixerinnen und Fixern unterwegs gewesen, haben ihnen zugeschaut und mit ihnen gesprochen, um ihre Geschichte nun auf die Bühne zu bringen.“

Dabei geht es um mehr als um einzelne Reportagen. „Vor allem der Westen ist der Ukraine gegenüber voreingenommen“, erklärt Erlen. „Zumindest unterschwellig schwingt da gerne mal der Eindruck mit, dass das Land nicht staatsfähig sei und nicht nur auf militärische Hilfe von außen angewiesen ist.“ „Fixer“, führt Kraft fort, „sind Menschen, die aktiv mit den Medien zusammenarbeiten, um dieses Bild zu entkräften. In dem Land ist momentan unglaublich viel in Bewegung, auch gesellschaftlich. Die Zukunft ist völlig ungewiss, trotzdem bauen die Ukrainer bereits jetzt vieles wieder auf. Diese Geschichten müssen ebenfalls erzählt werden.“

Futur3: „Making the Story“ : 13.3., 15.3., 20.3., jeweils 20 Uhr im Depot 2, Schanzenstraße 6-20, 51063 Köln. Weitere Termine in Vorbereitung. Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen oder telefonisch unter 0228 63 23 07. Weitere Informationen unter www.schauspiel.koeln.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0