Rock 4: Ein Konzert mit vollem Risiko

„Is this the real life? Is this just fantasy? Caught in a landslide, no escape from reality.“ Mit diesen ersten Zeilen ist eigentlich klar, was folgen wird: Ein bombastischer Abend mit zahlreichen großen und kleinen Hits von Queen und zugleich eine beträchtliche Herausforderung für Rock 4. Das A-cappella-Quartett aus den Niederlanden hat den 50. Geburtstag des Albums „A Night At The Opera“ zum Anlass genommen, dieses in den Mittelpunkt ihrer aktuellen Tour zu stellen, natürlich inklusive von „Bohemian Rhapsody“, dem wohl berühmtesten Stück von Freddy Mercury und Co, das die Vier im Pantheon gleich zweimal singen, ganz reduziert am Anfang und mit voller Wucht am Ende. Und dazwischen? Wird es noch besser.

Scaramouche, Scaramouche, will you do the Fandango?“ Ist klar. „Eigentlich ist es schon komisch, dass ausgerechnet ’Bohemian Rhapsody’ so beliebt ist“, erklärt Rock4-Frontmann Luc Devens in einem GA-Interview unmittelbar vor dem Konzert. „Ich meine, keiner versteht, worum es in dem Text geht, die verschiedenen Teile passen stilistisch überhaupt nicht zusammen und es zieht sich auch noch über sechs Minuten. Es ist ein Stück, von dem niemand ausging, dass es den Leuten gefallen würde.“ Genau das mache es so besonders, ebenso wie das komplette Album: „Freddy Mercury hat diese Musik nicht für das Publikum geschrieben, sondern für sich. Das ist nicht Entertainment, das ist Kunst.“

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



„Because I’m easy come, easy go, little high, little low.“ Auf die Musik kann sich dieser Satz nicht beziehen. Die Songs von Queen sind alles andere als leicht, erst recht nicht in den Höhen, die nur wenige so beherrschen wie Devens. Das kosten Rock4 aus, auch in der ersten Hälfte, die sich nicht an einem einzelnen Album orientiert: Auf einmal erklingt das komplexe „Innuendo“, eine echte Herausforderung für jede Kopfstimme – dazwischen erklingen wuchtige Klassiker wie „Killer Queen“ oder ein eindringliches „We Will Rock You“ mit einem interessanten Intro, aber auch Raritäten wie „Good Old-Fashioned Lover Boy“. Nach der Pause starten Rock4 schließlich mit „A Night At The Opera“, das zwar in Rock-Kreisen wegen seines Facettenreichtums überaus beliebt ist, abgesehen von „Love of my Life“ und eben „Bohemian Rhapsody“ keine großen Hits enthält. Dafür gibt es einige Herausforderungen, allen voran das epische „The Prophet’s Song“, das eigentlich als unsingbar gilt, oder die Hardrock-Nummer „Sweet Lady“, die dank Beatboxer Phillip Schröter eher einen Electrocore-Anstrich erhält.

Nothing really matters, anyone can see.“ Au contraire, alles zählt. Jeder Ton, jede Phrasierung. „Das Besondere an ’A Night At The Opera’ ist, dass jedes Lied anders ist“, betont auch Devens. „Bei vielen Konzerten weiß man ja schon nach zwei Minuten, in welche Richtung es gehen wird, aber bei diesem Album wird das Publikum immer wieder überrascht. Für uns heißt das aber auch, die vielen kleinen Details herausarbeiten zu müssen, die diese Songs auszeichnet. Wenn wir da einen Fehler machen, kann es sein, dass uns das ganze Lied um die Ohren fliegt. Das ist Musik mit vollem Risiko.“ Was sich im Pantheon bezahlt macht und letztlich mit stehenden Ovationen bedacht wird. Der nächste Termin von Rock4 steht auch schon fest: Am 22. März 2026 ist das Quartett wieder in Bonn.

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