
Eines muss man Culcha Candela lassen: Die Jungs wissen, wie man eine Party schmeißt, zumindest wenn sie die Einladung annehmen und sich nicht in den sozialen Medien durch peinliche Reaktionen auf die Anfrage einer 18-Jährigen selbst deklassieren. Ins Kölner E-Werk sind sie auf jeden Fall gern gekommen und schaffen es in Rekordzeit, die Menge im nahezu ausverkauften Saal zum Tanzen und Singen zu bewegen. Umso absurder erscheint es, dass sie auf ihre Frage „Are you ready to party“ noch eine Antwort erwarten. Klar sind alle bereit, das Leben zu genießen und auf die typische Culcha-Candela-Mischung aus Dancehall, Hip-Hop und Reggae – neuerdings sind sogar noch Schlager-Elemente herauszuhören – mit frenetischem Jubel zu reagieren. Dass dabei manche Lieder ein recht pubertäres, sexistisches Frauenbild propagieren, ignorieren die Fans dabei. Dass die Band damit ihre eigenen gesellschaftskritischen Lieder zu demontieren droht, leider auch.
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Tatsächlich haben Culcha Candela einiges zu sagen. „Schöne Neue Welt“ ist dabei gewissermaßen ein Klassiker, doch auch das neue, für CC-Verhältnisse erstaunlich ruhige „Uma“ zeigt die Haltung der Band. „Wir wollen etwas in der Welt bewegen“, erklärt denn auch Johnny Strange gegen Ende, während er um Spenden für das Projekt „Afrika Rise“ bittet, mit denen unter anderem eine Berufsschule in Uganda finanziert werden soll. „Wir schaffen das“, singt die Band direkt im Anschluss, ziemlich plakativ, aber zumindest gut gemeint. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Songs wie „Wildes Ding“, der Klassiker „Hamma“ oder tumbe Anmach-Songs a la „Numma“, zu denen die leicht bekleideten Tänzerinnen besonders aufreizend die Hüften kreisen lassen. „Gib mir deine Nummer, Babe, bevor die Erde untergeht / Ey, die letzte Nacht verbringen wir besser zu zweit.“ Wenn’s weiter nichts ist.
Diesen Spagat zwischen Weltverbesserung und Party-Begierde hat Culcha Candela schon immer gepflegt, und das erstaunlicherweise mit Erfolg. Dabei kommt der Band zu Gute, dass sie selbst auf der Bühne überhaupt nicht arrogant wirken. Stattdessen geben sie charmant lächelnd sogar ihre Handy-Nummer an, für einen kleinen Chat am nächsten Tag; das ist Fan-Bindung in Perfektion. Zusammen mit den fetzigen Beats, der optisch ansprechenden Show und dem Auftritt von Background-Sängerin Elli, die für ein paar Songs ins Rampenlicht darf und den Herren Itchyban, Johnny Strange, Don Cali und DJ Chino mit ihrer starken Stimme Kontra gibt, entsteht so ein Sog, dem sich kaum jemand entziehen kann und der beim Party-Volk offenbar alle fragwürdigen Formulierungen entschuldigt.
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