
Weiter, immer weiter, der Musik folgend, die sich im Pantheon zu Sternen, Galaxien und Universen aus reinem Klang entfalten, durchdrungen von pulsierenden Rhythmen, die diesen fantastischen Schöpfungsakt weitertragen und kontinuierlich in neue Richtungen lenken: Was Carolin No mit ihrem neuen Album „On & On“ erschaffen, ist schlichtweg atemberaubend schön. Und das ohne große Band, nur als kreatives Duo, das zahlreiche melodische Ebenen miteinander verwebt und daraus majestätischen Pop auf allerhöchstem Niveau macht. Bei ihrem Auftritt in Beuel, einer durchaus vertrauten Bühne für Carolin und Andreas Obieglo, hat das Ehepaar im ersten Teil ihres Konzerts nahezu die komplette Platte präsentiert und gezeigt, dass man auch zu zweit ganz große Magie wirken kann.
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Das Duo gilt innerhalb der deutschen Musik-Szene schon lange als Geheimtipp. Zu Unrecht: Nach beinahe 20 Jahren und acht hervorragenden Platten sollten Carolin No eigentlich schon weitaus mehr Aufmerksamkeit erfahren, zumal die beiden Musiker immer wieder neue Wege findet, um ihre Kunst zu veredeln. Das liegt nicht zuletzt an den herausragenden Fähigkeiten von Andreas als Producer, an den perfekt aufeinander abgestimmten Samples und der glasklaren Klangästhetik, mit der die Songs – ohnehin schon mit viel Gefühl geschrieben und mit intelligenten Texten versehen – geradezu transzendieren, und das in einer beeindruckenden stilistischen Vielfalt. Mal schwingt ein Reggae mit, mal ein Electro-Beat, dann wieder ein bairischer Sprechgesang oder ein lateinischer Hymnus. Carolins warme Stimme trägt all das mühelos, erzählt von den Straßen der Vergangenheit ebenso wie von der Reise nach Irgendwo, und das Publikum kommt nur zu gerne mit. Derweil zaubert Andreas an Klavier und Synthesizern die farbenprächtige Kulisse, mischt mal wabernde Flächen sphärischer Klänge und mal Jazz-Soli hinein und schafft es dabei (zusammen mit dem Tontechniker), den Raum mit Musik zu füllen, ohne ihn zu überfrachten. Diese Balance ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit; kein Wunder also, dass „On & On“ vor allem bei Sound-Enthusiasten für Begeisterung sorgt.
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Im zweiten Teil des Konzerts bieten Carolin No zunächst eine Art Gegenprogramm und beginnen rein akustisch, mit unverstärkter Gitarre und nur einem einzigen Mikro. Ganz minimalistisch also. Doch auch das beherrschen die beiden, was angesichts der gemeinsamen Liedermacher-Vergangenheit nicht überrascht. Jetzt glänzt Carolins Stimme noch ein bisschen mehr – Andreas darf mit seinem niederbayrischen Dialekt nur selten eine Nummer beitragen, eine pro Album, das hat er mit Keith Richards gemeinsam – und schmiegt sich liebevoll um das charmante Gitarrenspiel ihres Gatten. Der wechselt irgendwann erneut ans Klavier und ans Keyboard, schon allein für das berührende „Hände“, aber auch um einmal mehr die Schatztruhe mit den Einspielern zu öffnen. So endet das Konzert letztlich so, wie es begonnen hat. Nur mit zahlreichen neuen und alten Fans, die beglückt in die Nacht hinausgehen. Und sich auf ein Wiedersehen mit carolin no freuen.
Termin
25. Oktober, Bürgerhaus Stollwerck, Köln
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