Was für eine Power, was für ein Feuer: Anastacia ist in der Form ihres Lebens. Die Auftritte der US-amerikanische Sängerin, die Anfang dieses Jahrtausends mehrere Nummer-Eins-Hits hatte und zuletzt mit „Our Songs“ auf Platz 2 der deutschen Album-Charts kletterte, waren ohne Frage die Höhepunkte der diesjährigen Night of the Proms in der Lanxess Arena. Und das trotz einiger Künstler, die an den beiden Abenden in Köln über sich hinauswuchsen und mit ihrer Leidenschaft das Publikum in der ausverkauften Halle restlos begeisterten. Aura Dione, die nur zu gerne ein Bad in der Menge nahm, erwies sich als Königin der La-Ola-Wellen, James Morrison als charismatischer Sänger mit angerauter Stimme, Camouflage als erstaunlich frisch und Toto trotz fast vollständig neuer Besetzung (abgesehen von Gitarrist Steve Lukather) als erfreulich souverän.
An diesem Abend sind die Herren eindeutig in der Unterzahl: Rund 400 Frauen (und etwa 30 Männer) sind am vergangenen Donnerstag ins Pantheon gekommen, um mit der Radio-Moderatorin und Podcasterin Laura Larsson Weihnachten zu feiern. Ein ungewöhnliches Bild für das Theater, aber ein alltägliches für die 34-Jährige, die sich derzeit auf ihrer ersten Live-Tour befindet und dabei für eine ausverkaufte Halle nach der nächsten sorgt. Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, überall das selbe Bild. In Köln ist sie gleich zweimal, im Gloria und in der Stadthalle Köln-Mülheim, und dazwischen jetzt Bonn. Ganz nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ fährt Larsson mit einem opulenten Bühnenbild auf, mit mehreren Weihnachtsbäumen, Rentier-Figuren und jeder Menge Lichterketten – und einem Ausflug ins Barbieland.
Es ist ein Jubiläum der besonderen Art, das an diesem Sonntag im Pantheon gefeiert wird: Seit zehn Jahren bringen Jin Jim dem Jazz die Flötentöne bei und balancieren dabei mühelos auf dem Grat zum Rock, verbinden also jubilierende Triller mit druckvollen Akkorden und starkem Groove. Mit dieser Mischung hat das Quartett um Daniel Manrique-Smith, in dessen Spiel sich Ian Anderson, Hermeto Pascoal und Michael Heupel zu treffen scheinen, in der vergangenen Dekade nicht nur in der Jazz-Szene für Aufsehen gesorgt. In ihren energiegeladenen Konzerten nehmen sei sich alle Freiheiten, auch wenn die Stücke dann ein wenig länger werden – was dem Publikum im Pantheon nur recht ist.
Wie die Zeit vergeht. Seit 20 Jahren holt Bernd Gelhausen, einst Inhaber des Kult-Musikladens Mr Music, den holländischen Blues-Gitarristen Julian Sas in die Harmonie, und genau so lange liegt das Publikum dem Saiten-Virtuosen schon zu Füßen. Seine Konzerte haben längst Kult-Charakter, und seine Fans nehmen gerne eine Fahrt von bis zu mehreren hundert Kilometern in Kauf, um in Endenich mitfeiern zu können. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, da Sas mit seinem Power-Trio zu seinem Jubiläumskonzert einmal mehr alles auffährt und aus allen Rohren feuert. Was für ein Salut.
Jung und gefühlvoll, versiert und wild, erfahren und traditionell: All diese Attribute treffen auf das Finale des diesjährigen Jazztube-Wettbewerbs im Pantheon statt, und zwar völlig wertfrei. Drei ganz unterschiedliche Bands haben sich durch Konzerte in verschiedenen Bonner U-Bahn-Haltestellen für diesen Abend qualifiziert, indem sie das Publikum begeisterten und zur Abstimmung animierten, jede Band auf ihre Art. Jetzt zeigen sie exemplarisch, was Jazz alles sein kann, von der Musik eines virtuosen Piano-Trios über den fast schon brachialen Groove einer E-Gitarristin und ihrer Kollegen bis hin zu Klassikern des Rythm ‘n‘ Blues aus New Orleans. Und das auf hohem Niveau.
Kein anderer Künstler der vergangenen 25 Jahren hat die Fäkalsprache so ausgiebig als Waffe eingesetzt wie Serdar Somuncu. Insbesondere der Hassias, seine langjährige Bühnen-Persona, ging immer wieder bis an die Grenzen des Obszönen und des Vulgären; für ihn war das F-Wort ein Kampfschrei, mit dem er gegen Heuchelei und vermeintliche Werte vorging. „Fotze“, das war sein Aufbäumen gegen eine oft genug reale Zensur und zugleich sein Weg in die Köpfe der Menschen. Wer sich empört, so das Kalkül, der wird vielleicht ebenso hellhörig wie jene, die lachen und johlen – und beiden Gruppen kann Somuncu dann den Spiegel vorhalten und Liebe statt Hass predigen. Doch seine mitunter brachiale Sprache sowie seine oft unverhohlene Wut auf das politische und gesellschaftliche System haben ihm mehr als eine Anzeige und so manche Diskussion mit den Medien eingebracht. Davon hat Somuncu jetzt genug und beendet seine Bühnenkarriere. Zuvor war er aber noch einmal bei „Quatsch keine Oper“ und legt alles offen, seinen Schmerz, seinen Zorn – und seine Hoffnung.
Seit Israel sich als Reaktion auf den Terror der Hamas offiziell im Kriegszustand befindet, sind etliche Kulturveranstaltungen mit einem jüdischen Bezug abgesagt worden. Nicht so im Theater im Bauturm: Dort fand jetzt die Premiere der musikalischen Revue „Warschau – New York – Tel Aviv“ von und mit der Mezzosopranistin Dalia Schaechter und dem Pianisten und Sänger Boaz Krauzer statt, die einen Querschnitt durch die Lieder der jüdischen Diaspora in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts präsentierte. Wiegenlieder, Chansons und Jazz-Standards standen auf dem Programm, Werke von Mordechai Gebirtig, George Gershwin, Irving Berlin und Mordechai Zeira auf Hebräisch, Jiddisch und Deutsch, oft traurig und melancholisch, mitunter aber auch das Leben und die Liebe feiernd. Ein spannender, unterhaltsamer, berührender Abend, dank starker Sänger – und einer exzellenten Band.
Die Zukunft ist immer ungewiss. Wer weiß schon, was morgen sein wird. Und doch, alleine die Tatsache, dass Menschen sich Gedanken über die Zukunft machen und für sie planen, unterscheidet sie von den Tieren. „Es ist unsere größte Gabe und die größte Schwäche“, sagt Kabarettist Jürgen Becker, der sich in seinem aktuellen Programm „Die Ursache liegt in der Zukunft“ intensiv mit dem beschäftigt hat, was da kommen mag. Und das ist nicht gerade schön, wie er im Pantheon auflistet. Auf der einen Seite sind zahlreiche vermeintliche Sicherheiten ins Wanken geraten, auf die wir uns bislang verlassen haben, und auf der anderen Seite fehlt es an neuen Visionen und Utopien. Jetzt versucht Becker, die Probleme zu analysieren. Und ein neues Narrativ zu finden.
Am Anfang lässt sich Farruko Zeit. Viel Zeit. Erst 45 Minuten nach dem ursprünglich geplanten Konzertbeginn kommt der 32-jährige Puertoricaner auf die Bühne, lässig, cool, mit dicker Sonnenbrille und Hoodie, die Kapuze auf dem Kopf und die Hände in typischer Hip-Hop-Hab-Acht-Stellung angehoben. Und schon geht es los mit den elektronischen Beats, denen sich keiner entziehen kann. Oder will. Auf diesen Moment haben sie schließlich alle gewartet, die hier dicht gedrängt im Gloria stehen, und so schreien sich die Fans des Reggaeton-Musikers die Seele aus dem Hals, selbst jene, die noch ein bisschen außer Atem sind, weil sie von der Verlegung des Konzerts nichts mitbekommen haben und zunächst zum Carlswerk Viktoria gefahren sind. Ob Farruko extra auf sie gewartet hat oder ob andere Gründe für die Verspätung vorlagen, lässt sich nicht sagen und spielt zumindest für die Fans keine Rolle. Jetzt ist Farruko ja da. Dann kann die Party beginnen.
Die Besetzung änderte sich, der Name aber blieb: Mehr als 25 Jahre lang war Prince, der widerspenstige und wandlungsfähige Thronfolger des Funk, mit seiner New Power Generation (NPG) unterwegs, einer ständig fluktuierenden Live-Band, die sich den Wünschen und Bedürfnissen ihres Bosses unterordnete und doch auf durchgehend hohem Niveau eine unverzichtbare Konstante im Leben des exzentrischen Pop-Stars war. Für zwei einzigartige Konzerte sind nun einige Mitglieder der NPG und andere Weggefährten von Prince ins Pantheon gekommen, wo sie zusammen mit der WDR Big Band unter der Leitung von Vince Mendoza dem legendären Musiker Tribut zollten. Mit Funk vom Feinsten, groovendem Jazz – und ganz viel Energie.
20.000 Arme in der Luft sind wirklich ein beeindruckendes Bild. Eines von vielen, für das die Broilers bei ihrem Konzert auf dem Bonner KunstRasen sorgen, und mit jedem einzelnen setzen die Düsseldorfer Maßstäbe. Noch nie haben so viele Besucher im Kreis getanzt wie an diesem Samstagabend, und noch nie saßen so viele Menschen auf den Schultern anderer, einfach weil Frontmann Sammy Amara bei „Held in unserer Mitte“ beziehungsweise bei „Wie weit wir gehen“ dazu auffordert. Angesichts von inzwischen elf Open-Air-Saisons mit Weltstars wie Tom Jones oder Santana sagt das schon eine Menge über die Broilers aus. Und über die 10.000 Fans der Punkrock-Band, die enthusiastisch und zugleich friedlich eines der besten Konzerte feiern, das jemals in der Gronau stattgefunden hat.
Jetzt ist es amtlich: Shakespeare ist eine Frau. Und ein Geist. Und im falschen Jahrhundert, was natürlich sogleich eine Destabilisierung der Zeitlinie zur Folge hat. Dumm nur, dass Miss Shakespeare gar nicht daran denkt, die Gegenwart zu verlassen, immerhin gibt es hier so viele Wunder, unter anderem Pizza. Also versteckt sie drei Batterien, mit der ein kauziger Geisterjäger sie nach Hause schicken will, in dreien ihrer Stücke – was übrigens mit der Auflösung von „Multiversum“ gar nichts zu tun hat. Denn die neue Show des GOP Bonn kann zwar einmal mehr mit exzellenten Artisten aufweisen, aber leider auch mit einer der wohl peinlichsten und vor allem inkohärentesten Rahmenhandlungen, die je auf einer Varietébühne inszeniert wurden.
Sommerzeit ist Reggae-Zeit. Wenn die Sonne vom wolkenlosen Himmel strahlt, die Seen zum Planschen und die Schatten der Bäume zum Verweilen einladen, sind die entsprechenden Grooves nicht weit. Das Summerjam zum Beispiel lebt davon: Das Festival, eines der größten seiner Art in Europa, findet seit 1996 am Fühlinger See statt und lockt mit Reggae aus aller Welt jährlich rund 30.000 Besucher an. Doch seit einigen Jahren drängt auch der Hip Hop auf die Insel, auf der das Summerjam stattfindet.
Wenn Billy F. Gibbons in die Saiten haut, tost der Bluesrock durch den Saal. Der 73-Jährige ist eine Ikone, nicht nur wegen seiner Brillanz an der Gitarre, sondern auch weil er als Mitglied von ZZ Top seit über 40 Jahren (spätestens seit der Veröffentlichung des 1983er Albums „Eliminator“) wie nur wenige andere besagtem Genre ein Gesicht verleihen. Eines, das aus einem Stetson besteht, aus einer Sonnenbrille und natürlich aus dem unverwechselbaren Rauschebart. Nach dem Tod seines ewigen Kollegen und Co-Barts Dusty Hill vor zwei Jahren sowie dem Abschluss der ZZ-Top-Tour mit dem langjährigen Gitarren-Techniker der Band (ein expliziter Wunsch Hills) ist Gibbons nun mit seinem Trio The BFGs unterwegs – so auch im Carlswerk Viktoria.
In Rock und Metal ist offensichtlich alles ersetzbar. Bis auf das Schlagzeug, das muss bleiben. Alle anderen Instrumente lassen sich hingegen problemlos austauschen – das ist zumindest der Ansatz des London Symphonic The Rock Orchestra (LSRO), einem Kammerorchester mit einer Vorliebe für Effektgeräte. Jetzt ist die britische Formation ins Brückenforum gekommen, um die Songs von Led Zeppelin, System of a Down, AC/DC, Rammstein und vielen anderen Bands von der harten Seite gebührend zu feiern. Was besser gelingt als erwartet.
Die goldene Ära des deutschen Schlagers hat schon immer Musiker in ihren Bann gezogen, die es lieben, Raritäten zu entdecken zu entstauben und zu modernisieren. Max Raabe hat sich dabei auf Chansons und Couplets spezialisiert, die er auf seine ganz eigene Art und Weise interpretiert – und Götz Alsmann bleibt im Mainstream, gräbt dafür aber tiefer und exhumiert so manch „vergessene Trouvaille“, um ihr neues Leben einzuhauchen. Nun ist der Mann mit der Haartolle auf Einladung der Springmaus nach langer Zeit wieder mal nach Bonn gekommen, und zwar in die ausverkaufte Oper, die damit zum ersten Mal seit vielen Jahren dem Endenicher Kleinkunsttheater seine Hauptbühne zur Verfügung stellt. Eine gelungene Kooperation, nicht zuletzt weil Alsmann mit seinem bewährten Charme, seinem Gespür für Pathos und Dynamik sowie seiner unsterblichen Liebe zu wachzuküssenden Schlagern einen großartigen Job macht und so manche vergessene Perle in neuem Glanz präsentiert.
Mit dieser Überraschung hatte wirklich niemand keiner gerechnet: In der neuesten Ausgabe der Konzert-Reihe „Max Mutzke & Friends“, die im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ stattfindet, hat Gastgeber und Namenspatron Max Mutzke nicht nur einen, sondern gleich drei herausragende Musiker nach Bonn eingeladen, um mit ihm zusammen einen Abend der besonderen Art zu gestalten. Was von der ersten bis zur letzten Sekunde gelang. Gitarrist Bruno Müller, Star-Trompeter Joo Kraus sowie Sänger und Entertainer Sasha sorgten zusammen mit ihm und dem Matti Klein Soul Trio für pure Euphorie beim Publikum, das sich bereitwillig auf das Format eingelassen hatte und die einzigartige Mischung aus Soul, Jazz und R'n'B sichtlich genoss.
Fünf Herren, fünf Stimmen, keine Instrumente und ganz viel Spaß am Singen: Anders unterscheiden sich von ihrer Grundaufstellung her – entgegen ihres Bandnamens – eigentlich gar nicht so sehr von vergleichbaren Vertretern ihres Genres. Die Wise Guys, Basta oder Vocaldente sind (oder waren) mit einem nahezu identischen Konzept überaus erfolgreich. Doch während vor allem die beiden letztgenannten inhaltlich auf brachiale Komik setzen, erweisen sich Anders bei ihrem nunmehr zweiten Auftritt im Haus der Springmaus als weitaus dezenter. Und besser.
Rund 350 Wunderkerzen erleuchten den Saal der Harmonie. Jede einzelne funkelt für Phil Bates, den einstigen Frontmann von „ELO Part II“, der an diesem Abend einen 70. Geburtstag feiert und von dem kurzen Intermezzo überrascht wird. Während seine Band „Birthday“ von den Beatles spielt, steht der Sänger und Gitarrist gerührt daneben – und gibt im Anschluss noch einmal mehr Gas, um den Songs des Electric Light Orchestras gerecht zu werden. Was gar nicht so einfach ist.
Klangeffekte heulen durch den Saal der Harmonie, ein sich aufbäumender Wind voller Geräusche und Töne, fast schon bedrohlich wirkend. Und mittendrin tanzt und schreit sich Stella Tonon die italienische Seele aus dem Leib, während sie einen „Canzone d'autore“ durch den Fleischwolf dreht und ihn dabei mit Elementen aus New Wave, Psychedelic und Alternative Rock anreichert. Ein gewagtes Experiment, vor allem für eine Sängerin, die mit dieser rauen Interpretation von Titeln, die unter Liebhabern der italienischen Liedermacherszene als sakrosankt gelten, ihr Debütalbum präsentiert. Doch das Konzept geht tatsächlich auf. Zumindest wenn man die Originale nicht kennt.
In diesem angeblichen Wrack ist ein Schatz verborgen, ein großer, klingender, rockender Schatz, behütet von einem bärtigen Triton und seinem Gefolge: In den USA gelten Robert Jon & the Wreck mit ihrem druckvollen, feurigen Spiel bereits als eine der aufregendsten neuen Formationen des Southern Rock, jetzt erobert das Quintett auch Europa. In der Harmonie hat die Band den Abschluss ihrer Tour durch die Alte Welt gefeiert, noch einmal ordentlich nachgelegt – und bewiesen, dass sie kantige Sounds a la Rival Sons und Blackberry Smoke ebenso beherrschen wie radiotauglichen Mainstream-Rock im Stil von Bon Jovi. Wobei ihnen ersteres definitiv besser steht.
Nach einer langen Durststrecke sind sie wieder da, und das mit einem Doppel-Wumms: Das Musikkabarett-Duo Die Feisten bieten im Pantheon an gleich zwei ausverkauften Abenden gehobenen
musikalischen Nonsens der besonderen Art dar, minimalistisch instrumentiert, eigenwillig pointiert und augenzwinkernd präsentiert, so als ob sie die Bühne nie verlassen hätten. Dabei ist Rainer
Schacht und Matthias „C“ Zeh jede Art von Spielpause ein Graus, ob nun wegen eines Virus oder wegen Weihnachten. Um so glücklicher sind die Beiden, jetzt zu einer ihrer frühesten Wirkungsstätten
zurückkehren zu können – mit Klassikern, aber auch mit neuem Material.
Peer Gynt (Timo Kählert) ist ein Versager. Sagen zumindest seine Mutter (Birte Schrein), der Schmied (Wilhelm Eilers) und alle anderen in dem norwegischen Dorf, in dem die Titelfigur von Ibsens epochalem Versdrama lebt. Nichts will ihm so recht gelingen, immer wieder scheitert er und rettet sich mit und in Märchengeschichten, um sich selbst und den Menschen um ihn herum glauben zu machen, dass er zu mehr bestimmt ist. Kaiser könne er werden – und Kaiser wird er, wenn auch nicht so, wie er sich das einst erträumte. Denn der Weg von der Selbsttäuschung zur Selbsterkenntnis ist für Peer Gynt alles andere als gradlinig. Nun hat sich Simon Solberg, Hausregisseur des Theater Bonn, dieses Stoffes angenommen. Und ihn mit Effekten überhäuft, bis der Text kaum noch atmen kann.
Manchmal ist ein berühmter Name eher Fluch denn Segen. Immer wieder werden Vergleiche gezogen zwischen dem Filius und dem Senior, jeder eigene Song am Repertoire von Vater oder Mutter gemessen. Bernard Allison kennt dieses Vorgehen: Obwohl sein Erzeuger Luther seit nunmehr 25 Jahren tot ist, steht der Gitarren-Virtuose kontinuierlich in dessen Schatten. Dabei hat Bernard diesen ehrenvoll gemeinten Vergleich eigentlich überhaupt nicht nötig; seine Musik kann problemlos alleine stehen und besteht – so der Titel des aktuellen Albums – aus vielen Höhe- und keinen Tiefpunkten. Was für sich spricht.