Tool: Botschaften aus den Schatten

Der pulsierende, hypnotische und trotzdem unglaublich komplexe Polyrhythmus des Schlagzeugs thront über allem: Über den wuchtigen Klangflächen von Gitarrist Adam Jones und Bassist Justin Chancellor, über den wabernden, fast schon fraktalähnlichen Bildsequenzen auf der riesigen LED-Wand, und sogar über dem beschwörenden Gesang von Mastermind Maynard James Keenan. Was Tool-Drummer Danny Carey an diesem Abend in der Lanxess Arena abliefert, ist schlichtweg eine Meisterleistung, auch wenn Menschen, die zu der Musik der Progressive-Metal-Legenden keine Beziehung haben, dies wahrscheinlich erst nach einigen Anpassungsschwierigkeiten wertschätzen dürften. Sobald sich die Ohren aber an die extreme Lautstärke gewöhnt haben, mit der die US-Band auf ihrer Europa-Tournee zu Werke geht, ist die erste Hürde überwunden. Und die Wertschätzung nur noch eine Frage der Zeit.

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Thirty Seconds to Mars: Hohepriester mit Fan-Gesängen

Die Fans kommen bei Thirty Seconds to Mars zuerst. Klingt nach einer Plattitüde, stimmt in diesem Fall aber wirklich. Ja, Sänger und Schauspieler Jared Leto – beziehungsweise seine exzentrische Bühnen-Persona als Frontmann und Gründer der Band – ist fast gleichauf, aber eben nur fast. Das ist wichtig, mehr noch, das ist essentiell für das Phänomen dieser Band, die in mehr als 25 Jahren eine überaus treue Anhängerschaft versammelt hat, die sich gerne auch als Kult versteht, was wiederum gewissen Medien sauer aufstößt. Wie viel davon Inszenierung ist, lässt sich nur schwer sagen, doch angesichts des bombastischen Konzerts, das Thirty Seconds to Mars an diesem Abend in der Kölner Lanxess Arena darbieten und bei dem die Wünsche des Publikums immer wieder Priorität haben, ist zumindest eine Dynamik erkennbar. Und die spricht für Jared Leto. Und nicht gegen ihn.

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Ute Lemper + Rebecca Trescher Tentett: Diva auf Zeitreise

Was für eine Stimme! Kantig und widerspenstig kann sie wirken, mit ungeheurer Energie nach vorne drängend, und dann ist sie wieder ganz zart, gefühlvoll, wohlklingend. Und das große Spektrum zwischen diesen beiden Polen? Beherrscht Ute Lemper selbstverständlich ebenfalls. Die Sängerin, die es wie nur wenige andere deutsche Künstlerinnen zu Weltruhm gebracht hat, kann im Grund alles interpretieren, und bei ihrem Auftritt in der Bonner Oper, wo das Jazzfest Bonn anlässlich seines 15. Geburtstags ein Sonder-Jubiläumskonzert veranstaltet, tut sie genau das. Standards des Great American Songbooks, französische Chansons, jiddische Volkslieder, spanische Gedichtvertonungen und legendäre Musical-Nummern, all das und mehr gehört wie selbstverständlich zu Lempers Repertoire, das im Laufe der Jahre eine charakteristische Patina gewonnen hat. In der nahezu ausverkauften Oper weiß man das zu schätzen und genießt die Zeitreise, zu der Lemper eingeladen hat und mit der sie ihren eigenen Lebensweg nachvollzieht.

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Die Goldfarb-Zwillinge: Spieglein, Spieglein an der Hand

Angeblich besteht zwischen vielen eineiigen Zwillingen eine telepathische Verbindung. Ein Mythos? Vielleicht. Andererseits zeigen die Goldfarb-Zwillinge Laura und Lisa in ihren Kabarett-Theaterprogrammen eindrucksvoll, dass möglicherweise doch ein Körnchen Wahrheit dahinter steckt. Oder unglaublich viel Arbeit. Die perfekte Synchronizität der beiden Schauspielerinnen, die im Pantheon ihr neuestes Programm „Kaffee mit Kafka“ vorgestellt haben, ist auf jeden Fall bemerkenswert: Scheinbar mühelos sprechen sie umfangreiche Textpassagen parallel oder mimen – so wie direkt am Anfang – ihre jeweiligen Spiegelbilder. Doch so ganz einig sind sich die beiden nicht, wie sich im Laufe dieses überaus unterhaltsamen Abends herausstellt, der kafkaesk anfängt und psychoanalytisch endet.

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„Moving Shadows“: Augenzwinkernder Reigen der Zitate

Sie sind alle gekommen: Elvis und Freddy Mercury, Joan Baez und Helene Fischer, Abba und Kraftwerk und die Bee Gees und und und. All diese Künstlerinnen und Künstler tauchen in einem Block des neuen „Moving Shadows“-Programm „Our World“ auf, das die Mobilés auf Einladung der Springmaus in der nahezu ausverkauften Bonner Oper zeigen. Im Grunde ist das keine Überraschung, ein derartiger Reigen der Zitate bildet schließlich seit 25 Jahren den Kern des Kölner Ensembles – und doch ist es immer wieder überraschend, was acht Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Körpern und ihren Schatten für Bilder kreieren können. Was für eine Kreativität, was für eine Akrobatik. Und was für eine Magie.

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„Frauen vor Flusslandschaft“: Zum Schweigen gezwungen

Sie haben durchaus etwas zu sagen, die Damen in Heinrich Bölls letztem Roman „Frauen vor Flusslandschaft“. Nur dürfen sie eben nichts ausplaudern, zumindest nicht laut, das fordern zumindest ihre Männer. Die sind bei der Inszenierung von Jens Groß im Schauspielhaus Bad Godesberg zwar nicht vorhanden – das anderthalbstündige Stück ist mit fünf Schauspielerinnen besetzt –, sind aber dennoch omnipräsent, was sowohl Stärke als auch Schwäche dieser Bearbeitung von John von Düffel und Nadja Groß ist. Ersteres, weil die Verschiebung des Fokus Bölls Gesellschaftskritik verstärkt; und letzteres, weil die Leerstellen weder gefüllt noch verarbeitet werden und ohne Kenntnis der entsprechenden Figuren das Verständnis der Handlung massiv behindern. Da können die Damen des Ensembles noch so gut spielen und darüber klagen, dass Alt-Nazis und der Geldadel und ihre Gatten (in manchen Fällen ist dies ein und dasselbe) sie zum Schweigen bringen wollen und sie bei Bedarf einfach in ein Sanatorium verbannen – ohne die physische Präsenz der Antagonisten sind viele Sätze nur Schall und Rauch.

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Bernard Liebermann: Flachwitze in Dauerschleife

Zunächst einmal die gute Nachricht: Die sechs Jahre als Mitglied des Kabaretts „Leipziger Pfeffermühle“ haben Bernard Liebermann aus schauspielerischer Sicht sehr gut getan. Der gebürtige Bonner, der unter dem Namen Bernard Paschke einst Deutschlands jüngster Kabarettist war und schon mit 17 Jahren dem Ensemble beitrat, erfüllt mühelos seine Bühnenfiguren mit Leben und Charakter, wechselt auch sprachlich treffsicher zwischen allen Dialekten und lässt technisch nichts anbrennen. Trotzdem ist der Auftritt des 23-Jährigen im besten Fall mäßig zu nennen, weil auf jede gute ja in der Regel eine schlechte Nachricht folgt – und weil Liebermanns bemühte Wortwitze in etwa die Energie eines toten Gauls aufweisen, die beim Publikum in der Pantheon Lounge einfach nicht verfangen.

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Chris Tall: Lampengeist ohne Filter

Normalerweise spielt Chris Tall nicht mehr in kleinen Hallen – und dazu zählt er auch das Brückenforum, immerhin (noch) der größte Ort für Kulturveranstaltungen aller Art. Der 33-Jährige ist einfach mehr gewohnt, füllt längst Arenen und Stadien. Doch zum Auftakt seiner „Laugh Stories“-Tour macht er eine Ausnahme. Für Bonn. Für seine Fans. Für alle, die ihn mit Leckereien und Kunstwerken versorgen. Und für seinen Adoptivbruder.

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Frieda Braun: Aromaversiegelung in Lederoptik

Frieda Braun kann man nichts vormachen. Nein, nein, nein, keine Chance – die Sauerländerin mit der Röntgenbrille kennt jeden Trick und jede Illusion. Sie weiß ganz genau, wie Mann denkt, was er will, was er braucht, was er im Baumarkt sucht und was er als Biker wirklich unter seiner Lederkluft verbirgt. Muskeln oder Moschus, das ist hier die Frage. Und die beantwortet des Frieda im Haus der Springmaus nur zu gerne. Immerhin kann sie aus dem Nähkästchen plaudern und unter anderem vom Besuch einer Biker-Gang auf dem Winterberger Marktplatz erzählen, bei dem ein geschlossenes Visier, die Erregung von Brunhilde sowie ein guter Schuss ballistischer Senf eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Klingt schräg, ist noch schräger. Und Frieda Braun ist gerade erst warm geworden.

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Rainald Grebe: Im Kampf gegen die Endlichkeit

Rainald Grebe lässt sich nicht unterkriegen. Mehr als ein Dutzend Schlaganfälle hat der 53-jährige Kabarettist mit der dadaistischen Ader in den vergangenen Jahren überstanden, ausgelöst durch eine Vaskulitis im Gehirn. Doch dadurch lässt er sich nicht von der Bühne fernhalten, zumindest nicht auf Dauer. Jetzt hat er im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ sein neues „Fürimmerjung“-Konzert in Bonn präsentiert, das zu gleichen Teilen dem Verhältnis von Endlichkeit und Jugendwahn auf der einen Seite und dem eigenen Erbe auf der anderen Seite Rechnung trägt. Kurzum, hier trifft Tragödie auf Komödie und der letzte Akt auf das, was bleibt, ist halb Abrechnung und halb Best-of-Programm. Was beides ankommt.

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Matti Klein Soul Trio: 5/4-Funk

Wie die Zeit vergeht. Für Matti Klein ist es noch gar nicht so lange her, dass er mit seinem Soul-Trio zuletzt in Bonn war und in der ausverkauften Oper zusammen mit Max Mutzke ein umjubeltes Konzert spielte. Die Erinnerung daran ist auf jeden Fall noch frisch, auch wenn besagter Auftritt letztlich doch elf Monate zurückliegt – und so ist es kein Wunder, dass er für die Dottendorfer Jazznacht hohe Erwartungen hat. Und die werden durchaus erfüllt, auch wenn das Publikum schon allein aus Platzgründen nicht ganz so zahlreich ist wie damals am Boeselagerhof. Die Stimmung beeinträchtigt dies allerdings nicht, zumal Klein und seine Kollegen von der ersten Sekunde an Vollgas geben und mit offensichtlicher Spielfreude ihre jenseits von Soul und Funk verortete Musik durch das Ortszentrum treiben und den Vibe eines ganzen Stadtteils mühelos verdreifachen.

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Bastian Bielendorfer: Bla Bla Lach Lach

Manchmal hat Bastian Bielendorfer es echt schwer. Zum Beispiel wenn er mit seinem Vater unterwegs ist, der keine Gelegenheit auslässt, um seinen Filius entweder zu blamieren oder zu mobben, am besten beides gleichzeitig. Dabei schafft das der Sohn schon selbst, dann aber immerhin mit einem Augenzwinkern und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ macht sich der Bestseller-Autor und Comedian in Bonn immerhin bereitwillig über sich (und über den ein oder anderen C- oder D-Promi) lustig, gibt Einblicke in seine Zeit bei „Let’s Dance“ und schäkert mit dem Publikum, das sich nur allzu gerne in die Show einbringt – und so für einen überaus unterhaltsamen Abend sorgt.

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Malandain Ballet Biarritz: Barock trifft Moderne

Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gehören sicherlich zu den berühmtesten barocken Werken überhaupt und ist trotz – oder vielleicht mitunter sogar wegen – der vielen repetitiven Motive auch bei Choreographen überaus beliebt. Der Ansatz von Thierry Malandain ist allerdings neu: Erstmals kombiniert er Vivaldis Violinkonzerte mit denen seines weniger bekannten Zeitgenossen Giovanni Antonio Guido, der seine „Scherzi armonici sopra le quattro staggioni dell’anno“ als bewusste Hommage an die „Vier Jahreszeiten“ veröffentlicht hatte. Die so entstehende Spannung nutzt der Franzose auf Anregung von Laurent Brunner, dem Direktor des Schlosses Versailles-Spektacles, und Stefan Plewniak, Dirigent der Königlichen Versailles-Oper, für eine 60-minütige Choreographie, in der Volks- und Hoftänze, klassische Ballett-Ästhetik und moderne Ausdruckskraft zu einer eindrucksvollen Melange verschmelzen. Nun hat sein Ensemble, das Malandain Ballet Biarritz, in der Bonner Oper eine umjubelte Aufführung dargeboten.

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Olga Reznichenko & Liv Warfield: Komplex und kraftvoll

Einfach spielen, für und zum Teil auch mit dem Publikum: In diesem Aspekt sind sich Olga Reznichenko und Liv Warfield einig. Die beiden Power-Frauen – die virtuose Pianistin mit einem Faible für komplexe Klänge und unerwartete Rhythmuswechsel auf der einen und die ehemalige Prince-Sängerin auf der anderen Seite – geben am Weltjazztag im Pantheon alles und verhelfen dem Jazzfest Bonn an seinem vorletzten Doppelkonzert-Abend zu einem späten, aber deshalb nicht minder spektakulären Höhepunkt. Dabei sind Reznichenko und Warfield musikalisch schon weit auseinander, verfügen aber beide über eine bemerkenswerte Kraft und Leidenschaft, die die Gäste im Saal am Ende von den Sitzen reißt. Und zwar zurecht.

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Franz Danksagmüller & Richard Galliano: Musik zum spüren

Diese „Musik“ tut weh. Wirklich, körperlich weh. Wenn sich Franz Danksagmüller auf dem Spielpult der Klais-Orgel des bis auf den letzten Platz belegten Bonner Münsters ausbreitet, so viele Tasten wie möglich mit seinem Körper abdeckt und gleichzeitig mit seinen Beinen und Füßen ein halbes Dutzend Pedale drückt, überwältigt sie jedes noch so geschulte oder leidgeplagte Ohr und setzt Schwingungen frei, die man sonst eigentlich nur von einem Metal-Konzert kennt. Auch wenn es da in der Regel etwas melodischer zugeht. Andererseits ist „Volumina“ von György Ligeti kein leichtes Stück, sondern vielmehr ein massives, das den zur Verfügung stehenden Raum komplett einnehmen möchte und jeden Zuhörer förmlich in die Sitze presst, während das Instrument bis an seine Grenzen gebracht wird. Schön ist das nicht, aber eine seltene Klangerfahrung – und für die ist das Bonner Jazzfest immer gut.

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Hubert Nuss & Lisa Wulff Trio: Eine ganz spontane Reise

„Schauen wir mal, was jetzt kommt“: Dieser Satz ist für Hubert Nuss mehr als eine Floskel. Zumindest bei seinem nachmittäglichen Jazzfest-Konzert im Collegium Leoninum ist besagte Formulierung der Kern seiner Musik, den Moment des Unerwarteten beschreibend, in dem die Improvisation endet und ein Standard beginnt. Welche das ist, wird im Vorfeld nicht verraten, und so muss das Publikum gut hinhören, um „Stella by Starlight“ zu erkennen oder Herbie Hancocks „Maiden Voyage“. Was es denn auch gerne macht, immerhin ist Nuss’ Pianospiel nicht weniger als ein Genuss, ästhetisch, lyrisch, gehaltvoll und unglaublich virtuos. Die Suche nach Tiefe und Schönheit ist die Maxime des Wahlkölners, während er mühelos über die Tasten des Flügels im Leoninum tanzen lässt und dabei immer die Augen und Ohren nach spontanen Alternativrouten offenhält. Mal sehen, wohin die Reise führt. Das Publikum folgt Nuss auf jeden Fall bereitwillig an einige überaus beeindruckende Ecken im Reich des Jazz und ist am Ende überaus begeistert.

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„Treibgut des Erinnerns“: Der Umgang mit Leerstellen

Wie erinnern wir uns? Was bleibt hängen von dem, was wir tun, und was fällt im Laufe der Zeit in die Tiefen des Vergessens? Was wissen wir noch von den Erlebnissen unserer Kindheit? Woran können wir uns erinnern? Und wie werden sich andere an uns erinnern? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines Rechercheprojekts der Regisseurin und Autorin Verena Regensburger, das jetzt auf der Werkstattbühne des Theater Bonn Premiere hatte. „Treibgut des Erinnerns“ schlägt dabei den Bogen von der Geburt bis zum Tod, konzentriert sich aber vor allem auf die Trauer und deren Aufarbeitung sowie auf die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit. Ein bedrückendes Thema? Ja, sicher. Aber ein wichtiges.

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Helge Lien Trio & Viktoria Tolstoy: Nordische Hymnen

Aus irgendeinem Grund haben skandinavische Jazz-Musikerinnen und -Musiker ein ganz besonders enges Verhältnis zu schönen Melodien. Der vollständigen Dekonstruktion von Zeit und Klang und damit verbunden das avantgardistische Verständnis von Rhythmus, Tonalität und Harmonie, die insbesondere im Mitteleuropa und in den USA sehr ausgeprägt sind, setzen viele der schwedischen, dänischen und norwegischen Jazzer das Konzept des Singbaren entgegen, das sie aus der eigenen Volksliedtradition ableiten und auch bei virtuosen Instrumentalstücken gerne umsetzen. Im Pantheon stellt das Jazzfest Bonn nun diese Facette in den Fokus und präsentiert mit dem Helge Lien Trio sowie Viktoria Tolstoy ein bewegendes, aber auch druckvolles Doppelkonzert.

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Sera Kalo & Linda May Han Oh: Mantrische Klänge

Zwei eigenwillige Frauen haben im Post Tower ihre Vorstellungen von Jazz vertreten: Sera Kalo und Linda May Han Oh setzten am vergangenen Donnerstag im Rahmen des Jazzfests zwei außergewöhnliche Duftmarken, die vor allem rhythmisch Impulse setzten. Die gut gelaunte Dame aus der Karibik und die souveräne Bassistin gingen gekonnt über Genre-typische Restriktionen hinaus, ließen sich nicht einschränken und brachten konsequent ihre eigenen Klangvorstellungen mit ein, die sich aber mitunter im Kreis drehten. Oder in ihre Einzelteile zerfielen.

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c/o Pop: Drei Nummern zu groß und trotzdem passend

Auf den ersten Blick erinnert Majan mit seinem Sakko und der Jeans, die ihm mindestens drei Nummern zu groß sind, an die Reinkarnation von Jeff „The Dude“ Lebowski, der Hauptfigur einer Kino-Komödie der Coen-Brüder: Hier ist ein Mann, der es sich bequem macht, einer, der in keine Schublade passt und dem völlig egal ist, was andere Leute von ihm halten. Eine Parallele, die gar nicht so weit hergeholt scheint, auch wenn der Rapper und Pop-Poet erst ein Jahr nach dem Film das Licht der Welt erblickte. Kategorisierungen entzieht er sich jedoch konsequent, und so passt es gut, dass Majan den Konzertreigen der diesjährigen c/o Pop initiiert. Dabei präsentiert er sich und seine Band erstmals unplugged – was ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung ist.

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Olaf Rupp & Julia Kadel: Kommunikation und Improvisation

Die Definition von Musik ist so fluide wie nie zuvor: Das ist zumindest der Eindruck, den man während des Jazzfest-Konzerts von Olaf Rupp im Beethovenhaus gewinnen kann. Der Gitarrist, der in gewissen Kreisen einen exzellenten Ruf genießt, scheint sich auf jeden Fall um herkömmliche Kriterien nicht zu scheren. Alles Vorgefertigte und Niedergeschriebene lehnt er im eigenen Schaffen ab, Kompositionen mag er nicht – was er macht, ist reine Improvisation. Und die beginnt schon bei Melodie, Harmonie oder Rhythmus, die ebenso wenig eine Rolle spielen wie der Klang, dem er gewissermaßen das Messer an die Kehle hält und in den Keller spielt, damit das Geräusch seinen Platz im musikalischen Gefüge einnehmen kann.

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Mia Knop Jacobsen & Lars Danielsson: Starker Auftakt

Einen besseren Auftakt hätte sich das Team des Jazzfests Bonn zum 15. Jubiläum kaum, vorstellen können: Die Sängerin Mia Knop Jacobsen und der Cellist Lars Danielsson sorgten mit ihren jeweiligen Formationen im ausverkauften Saal der Bundeskunsthalle für eine euphorische Stimmung und ließen einen Vorgeschmack auf das erahnen, was in den kommenden zwei Wochen noch auf dem Programm steht. Insgesamt 30 Konzerte (von denen zwei als „Intro“ schon im Dezember stattfanden) hat Impressario Peter Materna für diese Ausgabe kuratiert und wie gewohnt teils kontrastreiche und teils sich ergänzende Kombinationen gesucht. Dabei hat er sich zum einen auf langjährige Weggefährten begonnen, die zum Teil schon beim ersten Jazzfest im Jahr 2009 mit von der Partie waren, zum anderen aber auf Neuentdeckungen, die das Publikum „hoffentlich noch nicht kennt“, wie er bei seiner Begrüßung sagte.

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Christine Teichmann: Der bittere Beigeschmack der Politik

Restaurant-Gäste sind mitunter schwierig. Immer haben sie irgendwelche Sonderwünsche, bestellen Beilagen ab oder um und stochern im schlimmsten Fall trotzdem im Essen herum, sich die sprichwörtlichen Rosinen herauspickend. Im „Gasthof zum Menschenrecht“ wird dies jedoch auf die Spitze getrieben, was Wirtin Christine Teichmann bereits hinlänglich kennt. Ein bisschen Wahlrecht für alle ist ja ganz nett, aber bitte ohne die Stimmen der Rechten und der Doofen, am besten noch gewichtet nach Bildungsgrad. Als Hauptgang bitte ein bisschen Recht auf Leben, aber nicht zu viel, damit sich ein Tyrannenmord noch problemlos rechtfertigen lässt. Und zum Schluss ein Schüsselchen Recht auf Bildung, natürlich in Geschmacksrichtungen, die selbst Aluhutträgern munden. Kein Problem, sagt Teichmann, die mit ihrem mobilen Restaurant und dem Menü al la Charta ihr Zelt in der Pantheon-Lounge aufgeschlagen hat – und eindrucksvoll zeigt, was politisches Kabarett leisten kann, wenn man es richtig serviert.

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Local Ambassadors: Einer für Alle und Alle für Einen

Gut ein Dutzend Nationen, 18 Künstlerinnen und Künstler und mehrere hundert begeisterte Besucherinnen und Besucher: Das Konzert der Local Ambassadors erweist sich einmal mehr als Nukleus und Zusammenfassung des „Over the Border“-Weltmusikfestivals. Erstmals darf das Kollektiv, das aus regionalen Musikerinnen und Musikern sowie aus verschiedenen Gast-Stars besteht, in der Zentrale der Telekom spielen, im Herzen Konzerns, das Menschen miteinander verbinden will, und das über Ländergrenzen hinweg. Darauf verstehen sich auch die Ambassadors um Pianist Marcus Schinkel meisterhaft. Afro-Reggae mit Hip-Hop-Anklängen trifft auf virtuose Kora-Glissandi aus Gambia, polnisches Saxofonspiel auf westafrikanischen Groove und rumänische Volksmusik auf Beethovens „Für Elise“; und das alles passt perfekt zusammen, trotz eingeschränkter Probenmöglichkeiten, einfach weil alle Beteiligten unglaublichen Spaß haben. Nichts wirkt aufgesetzt, nichts erzwungen. Was für ein Fest – das die ursprünglich angedachte Länge von drei Stunden mühelos überschreitet.

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